Zum Anfang    Konzeptuelle Kunst Uebersicht

Thomas Dreher

 

Art & Language

und Luhmanns "Theorie der Beobachtung":
"redescriptions"

 

1. "Art-Language"

Terry Atkinson und Michael Baldwin begannen 1966 mit ihrer künstlerischen Praxis der Textproduktion. Ihre Manuskripte enthielten theoretische Reflexionen auf der Basis von analytischer Philosophie, die das Feld kunstrelevanter Methodendiskussionen neu absteckten. Ihre Manuskripte gaben Atkinson und Baldwin in limitierten sowie signierten Auflagen heraus und verteilten sie ab 1968 über die "Art & Language Press" in Coventry, zu deren Gründungsmitgliedern auch David Bainbridge und Harold Hurrell gehörten.

Im Mai 1969 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift "Art-Language", die mit Künstlertexten unter anderem von Victor Burgin, Dan Graham, Sol LeWitt und Lawrence Weiner einen Querschnitt über Konzeptuelle Kunst bot. Die folgenden Nummern enthalten überwiegend Texte von Mitgliedern von Art & Language, auch von amerikanischen Mitgliedern, vor allem von Ian Burn und Mel Ramsden.

Die Zeitschrift "Art-Language" diente der Präsentation eines selbstkritischen gruppeninternen Prozesses: Mitglieder griffen nicht nur Thesen anderer Mitglieder auf, um sie auszudifferenzieren oder zu modifizieren, sondern kritisierten auch deren Ansätze.1 In "Proceedings"2 wurden von Mitgliedern der Künstlergruppe laufend neue selbstkritische Fragen und Beiträge zum "Going-On"3 vorgestellt. Diese Entwicklungsdynamik galt besonders bis 1976, dem Zeitpunkt der Auflösung der zuletzt 15 Mitglieder zählenden amerikanischen Gruppe.

Mit der Entwicklung und Präsentation des Gruppendiskurses löst Art & Language die bisherige Form der solipsistischen Kunstproduktion ab und gibt der künstlerischen Reflexion den Status der kritischen Überprüfung der Setzungen, auf deren Basis Kunstproduktion und -rezeption möglich wurde und wird.

2. "symptom" versus "causal theory of meaning"

Zwischen 1967 und 1968 schufen Terry Atkinson und Michael Baldwin in "Maps" (1967)4 und Ian Burn in Altered Photographs (1968, Abb.1-3)5 ausstellbare Präsentationsformen, die als Modelle ihrer theoretischen Standpunkte lesbar sind. Im Rahmen von "Art & Language & Luhmann No.2" fordern diese Werke zu einem Vergleich mit Niklas Luhmanns Ansätzen zur Sytemtheorie und zur Theorie der Beobachtung heraus.

2.1. Maps

Atkinson und Baldwin transformieren in Map to not Indicate... (1967, Abb.4)6 eine Karte der amerikanischen Bundesstaaten in ein Modell für die Problematisierung referentieller und metasprachlicher Zeichenfunktionen. Die Karte wird auf ein Rechteck mit zwei Grenzlinien reduziert, welche die Bezeichnungen "IOWA" und "KENTUCKY" aufweisen. Namen der im Kartenfeld ausgesparten Länder der USA (inklusive Kanada und Kuba) werden unter dem Rechteck in der Liste "Map to not indicate" aufgeführt. Der Maßstab der Karte muß aus den Umrißlinien im Rechteck erschlossen werden, um die dort nicht angezeigten Länder lokalisieren zu können.

Der Zusammenhang zwischen bezeichneten Umrissen auf der Karte und dort nicht angezeigten, aber unter der Karte aufgeführten geographischen Bezeichnungen läßt sich über folgende Bemerkung Ludwig Wittgensteins im "Tractatus logico-philosophicus" (1921) rekonstruieren:

Die Sätze `p´ und `~p´ haben entgegengesetzten Sinn, aber es entspricht ihnen ein und dieselbe Wirklichkeit.7

Der Referent eines Index "p" bleibt mit oder ohne Negationszeichen der gleiche: Extensionale Fragen des Gegenstandsbezugs sind von intensionalen Fragen der Bedeutung von Zeichen zu trennen - und die Negation ist intensional.

Für "p" können die Namen der beiden angezeigten Staaten im Kartenrechteck von "Map to not Indicate..." eingesetzt werden und "~p" entspricht den ausgesparten Staaten, die aber gleichwohl als Referenten der fehlenden, aber mittels anderer Karten rekonstruierbaren Grenzlinien existieren. Die Relation zwischen Nicht-Darstellung durch Aussparung im Rechteck und Nennung mit Negation des Anzeigens ("...not indicate") im Bildtext ist eine Darstellungsweise für die Bedeutung von Zeichen bzw. für Intensionen, nicht für einen Gegenstandsbezug bzw. für Extensionen.

Unter den englischen Mitgliedern von Art & Language hat sich 1969-70 vor allem Michael Baldwin mehrfach auf Peter Frederick Strawsons Buch "Individuals" (1959) in Erörterungen von Problemen der Referenz bezogen.8 Strawson erläutert die Abstraktion von "Einzeldingen" durch die Reduktion auf "allgemeine Grundzüge" und "Grundzug-Lokalisation":

Wenn wir eine Landkarte vor uns haben, denken wir uns einen Teil der Welt manchmal als aus einer bestimmten Anzahl ausgedehnter Teile von standardisierter Form und Fläche zusammengesetzt, - auf der Karte wiedergegeben durch Quadrate - und aus einer unendlichen Anzahl ausdehnungsloser Punkte, die alle prinzipiell durch Angaben von Koordinaten identifizierbar sind. Könnten wir uns also nicht die Welt allgemein mit Hilfe dieses theoretisch möglichen Schemas als ein System identifizierbarer Punkte, Flächen und Volumen von standardisierter Gestalt und Ausdehnung denken, denen allgemeine Grundzüge zugeschrieben würden, während Einzeldinge in gewöhnlichem Sinn in diesem System überhaupt nicht vorkämen?9

Nicht Verfahren der Veränderung von materiellen Zuständen sind für die englischen Mitglieder von Art & Language - im Unterschied zu zeitgenössischen Tendenzen wie Arte Povera, Anti Form und Land Art - künstlerisch entscheidend, sondern Fragen der Konstitution von "Denkrahmen"10, dank derer von "Einzeldingen in gewöhnlichem Sinn" abgesehen werden kann, die aber gleichwohl als (mögliche) Referenten des auf "allgemeine Grundzüge" angelegten "Schemas" in Frage kommen.

2.2 "The role of language"

Auch Ian Burns Altered Photographs11 ist - wie "Map to not Indicate..." - als Auflagenobjekt ediert worden. Das vierteilige Offset besteht aus einem Textblatt12 und drei Blättern, auf denen jeweils unter einem s/w-Foto eine Fotokopie mit vielen schwarzen Flecken und einigen Umrissen, die mit dem Foto korrespondieren, zu sehen ist. Burn wählte drei Fotos aus einer australischen Fremdenverkehrsbroschüre13 und verfremdete sie durch Mehrfachkopie "for about a dozen times"14, bis dank der damaligen Kopiertechnik nur noch Umrißlinien in Fleckenfeldern übrig blieben.

Die in Burns Text explizierte Weise der "Weltbeobachtung"15 weicht von Zusammenhängen zwischen Referenz und Bedeutung in "Map to not indicate..." in entscheidenden Punkten ab, die für Vergleiche zwischen Art & Language und der Kybernetik zweiter Ordnung wichtig sind. Burns Text ist ein Plädoyer für eine Auffassung von Sehgegenständen als Konstrukt aus verbalen `Wahrnehmungsgittern´:

...our language screens the object; it is the grid which structures our perceiving.16

Willard Van Orman Quine, der Wittgensteins Referenztheorie (Bildtheorie) als "Mythos von einem Museum" kritisierte, "in dem die Ausstellungsstücke Bedeutungen und die Schildchen daran Wörter sind"17, stellt die Relation zwischen "Sinnesdaten"18 und der sich auf "Reizungsschemata" beziehenden "Reizbedeutung"19 vor, indem er Zusammenhänge zwischen Sinnesdaten mit "Zweige[n] und Äste[n]" von Büschen vergleicht und die "Reizbedeutung" als sozialisierte Buschform ausweist:

Menschen, die mit derselben Sprache aufwachsen, sind wie Büsche, die man so zurechtstutzt und formt, daß sie alle die gleiche Gestalt eines Elefanten annehmen. Wie sich die anatomischen Einzelheiten der Zweige und Äste zur Elefantenform fügen, ist von Busch zu Busch jeweils verschieden, aber das äußere Ergebnis ist bei allen in etwa das gleiche.20

Für die Kommunikation sind nicht die "Zweige und Äste", sondern die Relationen zwischen "Elefantenform[en]" sowie zwischen "Reizbedeutungen" und "Beobachtungssätzen"21 entscheidend. In "Beobachtungssätzen" kreuzen sich individuelle "Reizungsschemata" bzw. "Büsche" und deren Zuschnitt durch sozialisierte Lernprozesse in einer Sprachgemeinschaft. Quines These der "ontologischen Relativität" beruht auf erstens der Differenz zwischen Ästen und Büschen, zweitens dem Zuschnitt der Buschformen durch Sozialisation und drittens der Nichtrekonstruierbarkeit der Äste der Büsche. Gleichwohl prägen die sozialisierten Buschformen Erwartungen auf der Suche nach Sinnesdaten:

Kaum verwunderlich, daß das gleiche Wissen, das die Suche nach den Sinnesdaten auslöst, diese auch bestimmt.22

Es gibt also keine neutrale Beobachtung, sondern nur eine kulturrelative. Burn verbindet im Textblatt von "Altered Photographs" das Problem der Entscheidung zwischen einer "symptom" oder einer "causal theory of meaning"23 mit Fragen der Abstraktion von Ebenen bzw. mit Stratifikationen von Typen:

If each [Ego and Alter] sets out to define that object by (for example) `content´, then are we in a position to say we are adopting the same object? If each sets out to define that object by (for example) `content´, then are we in a position to say that what we call `content´ is physically existing in the object? If not, then such `content´ is merely part of a construal...Accepting that no `content´ exists as a fact, what are we implying when we say we recognise content?24

Burn expliziert die Entscheidung zwischen gegenstands- und wahrnehmungsorientierter Referenztheorie und gibt eine Antwort im Sinne letzterer. Dann fährt er fort:

...we are dealing with numerous types, perhaps levels or stratifications, of language which in turn are appropriate for numerous types, again perhaps stratifications, of (empirical) data.25

Burns Explikation steht dem "logischen Atomismus" Bertrand Russells nahe: Empirische Daten sind nach Russell Atome von Sinnesdaten, die klassifizierbar sind. Die wiederholte Differenzierung zwischen Klassen n+1. Ordnung und Subklassen n-ter Ordnung26 ergibt "levels or stratifications".

Quine differenziert, an Russell anschließend, den Zusammenhang zwischen Sinnesdaten und Sätzen in einer Weise, die deutlich macht, daß dieser Zusammenhang kontextbedingt ist. Darum geht es auch Burn in den auf das Zitierte folgenden Erörterungen, in denen er sich mit der sprachbedingten Bevorzugung der visuellen Wahrnehmung auseinandersetzt:

Language seems to enter into our `seeing´ more directly than with the other senses.27

Burn lenkt die Frage der Sprach- und Kontextbedingtheit von Wirklichkeitswahrnehmung auf die Sozialisierung von Wahrnehmung zurück. "Weltbeobachtung" wird zur Frage von Sozialgeschichte, die "raises many questions of how we see and how we talk of what we see."28

2.3 "Map of the map"

Burn und Quine erörtern Beziehungen zwischen Wahrnehmung und Sprache (s. Kap. 2.2). Der Zusammenhang zwischen Sehmustern und Wahrnehmungsgittern läßt sich auch im Rahmen einer Kybernetik zweiter Ordnung als von "Beobachtungsoperationen"29 konstituiert erklären: Außenreize werden im Nervensystem verarbeitet und in diesem Prozeß entsteht, was wir als Außenwelt wahrnehmen. In der körperinternen rekursiven Bearbeitung entstehen nach Erkenntnissen der Neurophysiologie, die maßgeblich Heinz von Foerster formuliert hat, Wahrnehmungsqualitäten, während die Stimulierung von außen in den Nervenzellen nur als rein quantitativer "Erregungszustand" faßbar wird.30 Wie aus Reizen der Außenwelt Wahrnehmungsmuster visueller, audieller oder taktiler Natur werden, hängt - stark vereinfacht formuliert - von Operationen in Nervensystemen zwischen Stimulierung und (sowie im) Gedächtnis ab, nicht von einer Qualität der Stimulierung. So ergeben sich zum Beispiel für die visuelle Wahrnehmung bestimmte Wege von Sinnesrezeptoren über Retinaganglienzellen zu Zellen in Gehirnzonen, zu corticalen visuellen Arealen.31

Niklas Luhmann bezog sich in seiner "Theorie selbstreferentieller Systeme"32, wie er sie in "Soziale Systeme" 1984 vorstellte, nicht nur auf von Foerster33, sondern hat auch die Typentheorie Bertrand Russells als Beispiel für eine Hierarchisierung von Ebenen, für Stratifizierungen, vorgestellt.34 Die Hierarchisierung von Ebenen als Weg der "Systemdifferenzierung"35 hat Luhmann dann in seiner "Theorie der Beobachtung" in eine polykontexturale Heterarchie nach dem Vorbild Gotthard Günthers36 gewandelt.

Der wahrnehmungsbezogene Ansatz Burns wie Luhmanns "Theorie der Beobachtung" vermeiden das "Zweistufenmodell des Logischen Empirismus"37, das analytische und synthetische Propositionen trennt. Luhmann hat sich mehrfach auf Quines Kritik dieser "zwei Dogmen"38 bezogen:

Die Unterscheidung von analytischen und synthetischen Wahrheiten muß, wie schon Quine vorgeschlagen hat, aufgegeben werden.39

Wenn wir Ansätze von Ian Burn und Niklas Luhmann vergleichen, dann versetzen wir uns in ein Labor, in dem verschiedene Argumentationsstränge konvergieren. Auf die Frage "Bilde ich die Welt ab oder konstruiere ich sie?"40, erstelle ich eine "Map of the Territory" oder erhalte ich immer "Maps of the Map"41, wie sehr ich mich auch um Darstellung bemühe, geben die Mitglieder von Art & Language verschiedene, auf Strawsons gegenstandsbezogenen oder auf Quines wahrnehmungsbezogenen Ansatz zurückführbare Antworten, von denen - wie es scheint (Kap. 2.4) - nur eine zur Kybernetik zweiter Ordnung und zu Niklas Luhmanns Theorie der Beobachtung führt: die Konstruktion von Welt aus "Reizbedeutungen" in "Maps of the Map".42

2.4 "Digital-Analog-Umwandler"

Mit Kybernetik zweiter Ordnung teilt Burns Ansatz, von der Konstruktion eines Wahrnehmungsgegenstandes auszugehen, statt von einem "Einzelding" in der Wirklichkeit. Strawsons Ansatz basiert nicht auf "Reizbedeutungen", sondern auf begrifflich-konzeptuellen "Beobachtungsoperationen" der Verortung von "Einzelgegenständen". Da die Erkenntnis dieses "Einzeldings" ein Lokalisierungsraster und die Abstraktion auf Grundzüge (s. Kap. 2.1) voraussetzt, wird auch im gegenstandsbezogenen Ansatz der englischen Mitglieder von Art & Language Imagination zur Konstitution von Wirklichkeitsvorstellungen/Weltbildern vorausgesetzt.

Wie unter anderem die Interpretationsphilosophie Günter Abels zeigt, sind beide Ansätze miteinander vermittelbar: Die an Wahrnehmung beteiligte, ihre "Theoriebeladenheit"43 bedingende Imagination läßt sich mit Quine im Zuschnitt von "Reizbedeutungen" (s. Kap. 2.2) klären, während Strawson Beiträge zur Auseinandersetzung mit den "ins Wahrnehmen involvierten begrifflichen Komponenten" liefert.44

Die Übergänge zwischen visueller Wahrnehmung und begrifflichen Komponenten, mit Nelson Goodman und Günter Abel zwischen analogisch dichten und digitalisch differenzierten Zeichen45, thematisieren nach der Auflösung der amerikanischen Gruppe Mel Ramsden und Michael Baldwin 1979-80 in ihren gemeinsam erstellten Bildern der Serie Portrait[s] of V. I. Lenin...in the Style of Jackson Pollock (Abb.5-6).46 Entscheidend ist, wie weit die Bilder zu Modellen der Zweiseitigkeit der "Prozesse" des Digitalisierens durch Begriffsbildung und "des Veranalogisierens" durch Veranschaulichung werden und damit eine Reversibilität zwischen "Digital-" und "Analog-Umwandler" vorführen.47 Den Sehprozessen zwischen Dripping-Auflösung von darstellenden Bildmustern und der Provokation von Lenin assoziierenden Sehmustern durch Fleckenkonstellationen korrespondieren Spannungen auf der Diskursebene zwischen Realismus und Abstraktion, die ideologisch belastet sind. Die Spannungen zwischen Bildmodellen, die als darstellende Zeichen lesbare Musterbildungen provozieren oder "Beobachtungsoperationen" auf formale Muster umstellen, und via Bildtitel gegebenen Verweisen auf konträre Diskursmodelle ("Lenin"/"Pollock") problematisieren die Folgen von Vorcodierungen der (Bild-)Musterbildungen. Die mal auf der Abbildungs-, mal auf der Formebene von Vorcodierungen geleiteten Musterbildungen sind Thema eines Modells, das durch Kreuzen von Ebenen der Musterbildung und der Semantisierung auch die Möglichkeit für Musterauflösung und Desemantisierung offen hält: De- und Refiguration sowie De- und Resemantisierung.

Der Übergang zwischen analogischen und digitalischen Zeichen läßt sich auch mit der Differenzierung zwischen "empirischen" und "reflexiven Abstraktionen"48 im konstruktivistischen, auf der Kognitionsforschung Jean Piagets basierenden Ansatz Ernst von Glasersfelds erklären. Auf der "sensomotorischen Ebene" ist physisches Handeln "beobachtbar, weil es sensorische Objekte und physische Bewegung einbezieht."49 Begriffliche Konstruktionen der "reflexiven Abstraktion" dagegen sind "als solche nicht beobachtbar", da "sie nur aus anderen Beobachtungen erschlossen werden"50 können. Dies trifft nach Piaget auch auf die Vorstellung von "Objektpermanenz" zu, die mittels "reflexiver Abstraktion" konstruiert wird: Ohne "operative begriffliche Konstrukte" ist eine Aktualisierung der Vorstellungsbilder von Gegenständen aus dem Gedächtnis - also "Objektpermanenz" - unmöglich:

Der Schlüssel zur Objektpermanenz ist die Konstitution der individuellen Identität. Das bedeutet, daß zwei Erfahrungen mit Hilfe der Idee verknüpft werden, daß ein Objekt ein und dasselbe geblieben ist.51

Ging es in der Auseinandersetzung zwischen Quine und Strawson noch um "Reizbedeutungen", denen Reizmuster zugrunde liegen, oder um begrifflich-konzeptuelle Identifikation in von Beobachterperspektiven unabhängigen Rastern für "Sachdimensionen", so öffnet jetzt Glasersfelds Ansatz Möglichkeiten nicht nur - wie Abel mit Goodmann - für Übergänge, sondern auch für Durchdringungen: Die Konstruktion der visuellem Wahrnehmen zugrunde liegenden `Handlungspläne´ ist auf die Rückkoppelung an `Denkschemata´ angewiesen.52 Sehen ist ein Prozeß und zwar zum einen ein konzeptueller der "Assimilation" von Wahrnehmung an `Denkschemata´ ("Projektion") und zum anderen der "Akkomodation" von `Denkschemata´ an `Handlungspläne´ der Wahrnehmung ("kognitive Rekonstruktion oder Reorganisation des Übertragenen"53). In "Beobachtungsoperationen" wird die Konstatierung von Gleichheit des zu verschiedenen Zeiten Wahrgenommenen entscheidend, um "Objektpermanenz"54 feststellen zu können und "das Netzwerk der Handlungsmuster zu erweitern und zu verfeinern, welches die `gegenständliche´ Welt bildet."55

Dieser Ansatz mittels konstruktivistischer Erkenntnistheorie führt, so weit ich sehe, über die bisher von Art & Language gelieferten Ansätze hinaus, verhilft uns aber dazu, von einem konstruktivistischen Standpunkt aus nicht die (frühen) Ansätze der englischen und der amerikanischen Mitglieder gegeneinander ausspielen zu müssen - wie dies beim Vergleich mit Luhmanns Äußerungen zur Theorie der Beobachtung zwingend erschien (s. Kap. 2.3) - und in die Erklärung der Beziehungen zwischen analogisch dichten und digitalisch differenzierten Zeichen Erkenntnisse der Kognitionsforschung einbeziehen zu können.

Vor dem Hintergrund der Theorie(n) von Art & Language ist wichtig, daß "Objektpermanenz" im "radikalen Konstruktivismus" Glasersfelds der "abstrakten Reflexion" zugeordnet wird. Dies bestätigt die Bemühungen von Art & Language, Residua veralteter, Unmittelbarkeit in der Gegenstandsauffassung favorisierender Ontologien, wie sie besonders bei der Auseinandersetzung mit Präsentationsformen zwischen Malerei, Skulptur und Objektkunst in den sechziger Jahren eine Rolle spielten56, durch Reflexion der theoretischen Grundlagen in neue Denkmöglichkeiten und Ansätze für alternative Kunstkonzepte zu überführen. Wenn mit der "Objektpermanenz" die Gegenstandsauffassung aus "reflexiver Abstraktion" resultiert, dann ist auch das Herunterspielen der Reflexion in der Kunst wegen ihrer Objektgebundenheit hinfällig, und Objektgebundenheit wird selbst fragwürdig.

Vor dem Hintergrund von Burns "Altered Photographs" und der Serie "Portrait[s] of V. I. Lenin...in the Style of Jackson Pollock" von Art & Language wird die Unterscheidung zwischen "Ding-Ideen" und "Objektpermanenz" entscheidend, da sie den Prozeß der Schemabildung durch "Unterscheiden und Isolieren" anspricht:

Der Ausdruck "Ding-Idee" soll die Abtrennung als Einheit innerhalb des Erfahrungsfeldes bezeichnen, so wie im Bereich des Sehens und der Kunst eine Figur von ihrem Hintergrund abgehoben wird. Diese Vorstellung darf nicht mit dem Begriff der "Objektpermanenz" verwechselt werden, der eine weitaus komplexere Struktur darstellt...57

Die Auflösung von "Objektpermanenz" abrufenden Bildmustern in Prozesse der De- und Rekonstruktion von "Ding-Ideen" kann mit Goodmans und Abels Terminologie als Lösung analoger Prozesse von `Digitalisierung´ verstanden werden, die aber auch die Möglichkeit zu weiterer `Digitalisierung´ offen läßt: Weltbildkonstitution im Werden.

Während Burn in "Altered Photographs" mittels Kopierer Bildauflösung betreibt58 und im Text Bildmusterkonstruktionen als "Wahrnehmungsgitter" thematisiert werden (s. Kap. 2.2), werden in den Bildern der Serie "Portrait[s] of V. I. Lenin...in the Style of Jackson Pollock" die beiden Prozesse verschränkt.

Die Fleckenkonstellationen in Dripping-Manier führen einen hybriden Zustand zwischen De- und Refiguration vor. Als Verfahren zur Bildherstellung diente Michael Baldwin und Mel Ramsden "Mapping" erstens auf einer digitalischen Ebene der Bildpunktlokalisation via Raster zur Übertragung der Porträtvorlagen und zweitens auf einer analogischen Ebene dem Vergleich des Resultats der Malspurevokation von Gesichtsvorstellungen mit der Bildvorlage. Das Verfahren der Tropfspurenüberlagerung erschwerte Bildpunktlokalisation durch seine linearen, nicht aufteilbaren Elemente. Während die digitalische Rasterübertragung normalerweise - so zum Beispiel im Fotorealismus, vorgeführt etwa von Chuck Close - die Wiederherstellung der analogischen Bildebene am Ende eines ein Bild in distinkte Einheiten zerlegenden Bildprozesses erlaubt, wird durch die Tropfspurenüberlagerung das digitalische Bildübertragungsverfahren selbst veranalogisiert. Das Verfahren des Veranalogisierens beginnt bereits mit dem Verfahren der digitalischen Übertragung: statt einer Folge von Digital- und Analog-Umwandlung eine Digital-Analog-Umwandlung, die das digitalische Verfahren der Stück-für-Stück-Bearbeitung bereits in seiner Ausführung umwandelt in eines, das Bildmustervergleich erfordert. Im Bildmustervergleich während des Malprozesses muß die rezeptive Schemabildung in "Beobachtungsoperationen" in der Weise antizipiert werden, wie sie ein Überblick über das gesamte Bildfeld nahelegt. Während erst mit der letzten Schicht der Bildmustervergleich abgeschlossen werden kann, ist es auch die Schichtung, die Korrekturen am Gesamteindruck ermöglicht.

Aus dem historischen Referenten der Bildvorlagen der Lenin-Porträts wird ein exemplarischer Wahrnehmungsgegenstand, an dem Prozesse der visuellen Wahrnehmung vorgeführt werden, die das Erkennen von Gesichtern als Projektion von Bildmustern beziehungsweise Wahrnehmungsschemata ausweisen. Bevor dieser Prozeß der projektiven "Beobachtungsoperationen" einsetzt, kann bereits der Titel gelesen worden sein, der das Erkennen von Gesichtern durch Nennung einer Person, die in Modellgesichtern im Gedächtnis gespeichert sein kann, forciert. Dies ist eine Form des Wiedererkennens, die des Vergleichs mit dem Bildvorrat im Gedächtnis. Die andere Form ist die des Wiedererkennens von kunsthistorischen Vorläufern in der Thematisierung der De- und Refiguration mittels Fleckenkonstellationen. Auch wird durch den Titel bereits ein Paradigma geliefert: Jackson Pollocks Rückkehr zur Figuration nach seinen "All-over"-"Drippings" von 1947-50. Das von Art & Language angewandte Verfahren der Fleckenkonstellationserzeugung ist aber jenes der defigurierenden Pollock-Bilder, nicht das der nachfolgenden und kontrovers diskutierten Refiguration in Pollocks Spätwerk (1950 bis 1953). Offenbar geht es um Bildproduktion als nicht nur abbildendes oder abstrahierendes, sondern als bildgebendes Verfahren. Indem dieses bildgebende Verfahren in ein Geflecht vorcodierter Bildmuster, Kunstdiskurse und sie besetzenden politischen Ideologien eingebettet wird, wird das Transformationspotential der Auflösung von `Wahrnehmungsgittern´ durch die Evokation von "Ding-Ideen" deutlich.

Der Zusammenhang zwischen "empirischen" und "reflexiven Abstraktionen" wird von Art & Language nicht als ganzer in ein Modell von Weisen der "Kunst-" wie der "Weltbeobachtung" umgesetzt, sondern an einem problematischen Punkt aufgegriffen, von dem aus seine Erstarrung in Vorcodierungen aufgelöst werden kann, und gleichzeitig sich zeigen läßt, daß es nicht darum geht, Visualisierungs- und Semantisierungsprozesse zu trennen, sondern darum, ihr Ineinandergreifen als Prozeß, als "process of ongoing relationships"59, vorzustellen.

3. "redescription"

Während Art & Language für den Anstieg der Reflexion im Kunstbereich bis zum Reflexionsmodell möglicher Weisen der "Kunst-"60 und "Weltbeobachtung" und damit auf "Beobachtung dritter Ordnung"61 plädieren, weist Luhmann die "zweite Ordnung"62 in "Die Kunst der Gesellschaft" als die für Kunst angemessene Ebene der Beobachtung aus63 und setzt in seiner Begründung fatalerweise auf eine Anregung von Art & Language, auf den Begriff "redescription".64

Michael Baldwin, Charles Harrison und Mel Ramsden kritisieren 1994 in "On Conceptual Art and Painting and Speaking and Seeing" die "Wiederbeschreibung" der Geschichte der Konzeptuellen Kunst als ein Malerei meidendes Paradigma in einer Kunstgeschichte wechselnder Paradigmen. Die Alternative zu dieser Paradigmenfolge ist für Art & Language "theory-trying" jenseits von Paradigmenbildung ("paradigm-shift-from"65) und die Rekonzeptualisierung durch kritische Reflexion des eigenen Ortes im Kunstkontext. Aus der kritischen Selbsteinbettung in den Kunstbetrieb ergibt sich die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen im weiteren Sinne, die auch den Kunstbetrieb konstituieren, zu problematisieren:

In order to identify a critical cultural or artistic circumstance or moment - a circumstance in which critical or transformative action has to be taken - it may be necessary to find a way to redescribe the culture or yourself, or yourself in the culture, and to make that redescription stick. But it will also be necessary to unpick certain structures and relations in cultural life and certain social practices, and to develop critiques of the languages in which these structures and relations and practices are expressed and maintained.66

Die Analysen von etablierten Kunsttheorien, Strategien des Kunsthandels und der Musealisierung, die Mitglieder von Art & Language in den siebziger Jahren in den Zeitschriften "Art-Language" und "The Fox" publizierten, führen zu einer reflexiven Selbsteinbettung in den Kunstbetrieb67, aus der sich eine veränderte Selbstverortung, eine "(self)redescription"68, ergibt. Die "Wiederbeschreibungen von Selbstbeschreibungen"69 beinhalten bei Art & Language kritische Distanz durch Reflexion der (Weisen der) Reflexion der Kontextbedingungen durch Wechsel der Beobachtungsweisen, zum Beispiel von der "Kunst-" zur "Weltbeobachtung", aus der sich neue Weisen der Selbstverortung im Kunstbetrieb ergeben. Dagegen soll nach Luhmann "Wiederbeschreibung" zur Reorganisation des internen Formenvokabulars führen70, die den Rahmen des etablierten "Kommunikationssystems Kunst"71 erweitern, aber nicht durch Alternativen in Frage stellen kann.

Während "redescription" bei Art & Language zugleich für eine Resystematisierung von Fragen der "Beobachtung von [Weisen der Welt- wie der Kunst-] Beobachtung" wie für eine Resystematisierung der Kritik der "Institution Kunst" steht, verwendet Luhmann denselben Begriff für eine von ihm auf ein Spiel zwischen Stilen und Kunstgattungen verkürzte "Intertextualität".72 Michail M. Bachtins "Intertextualität" wäre aber ein Ansatz gewesen, um Zusammenhänge zwischen (auch kunstexternen) Medien73 und zwischen Konzept und Kontext74 diskutieren zu können.

Die von gruppeninternen Alternativen angeregten Index-Systeme von Art & Language75 sind Beispiele für eine von alternativen Selbstbeschreibungen angeregte Form der Wiederbeschreibung. Während die Mitglieder von Art & Language jede Theorie als "problematisch"76 mittels "Alternativen"77 ausweisen und so die Einheit des "Kommunikationssystems Kunst"78 durch "theory-trying"79 brechen, thematisiert Luhmann die Rolle der Künste und der Kunsttheorie in einem selbstbezüglichen und rekursiven, also autopoietischen, Literatur, Musik und bildende Kunst umfassenden "Kunstsystem".80 Luhmann interessiert einseitig der Prozeß der Ausdifferenzierung von Systemen in der Geschichte der Moderne und er vernachläßigt die simultane Verflechtung von Systemen mit anderen Systemen und Subsystemen. Die Expertensysteme des Kunsthandels, der Kunstgeschichte, der Philosophie der Kunst, der Kunstkritik und der Kunstmuseumsorganisation sind Subsysteme von Systemen des Handels, der Geschichtsschreibung, der Philosophie, des Journalismus und der Museumsorganisation. Die Kontexte, die aus Vernetzungen von Subsystemen bestehen und nicht unbedingt neue Systeme beziehungsweise "symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien"81 bilden müssen, und über die mindestens (Teil-)Bereiche der Kunst Wege an die Öffentlichkeit finden können, thematisiert Luhmann nicht.

4. Kunst- und Weltbeobachtung

Die möglichen Relationen zwischen "Kunst-" und "Weltbeobachtung" lassen sich zu folgenden drei Arten zusammenfassen:

A. "Kunstbeobachtung" wird von "Weltbeobachung" separiert;

B. "Kunstbeobachtung" liefert Modelle für "Weltbeobachtung";

C. "Weltbeobachtung" liefert Modelle für "Kunstbeobachtung".82

Luhmanns Präferenz einer - die erste (A.) - der drei Positionen ist aus methodischen Gründen nicht zwingend: Luhmann leitet in "Die Kunst der Gesellschaft" aus seiner system- (bzw. evolutions)theoretischen Rekonstruktion der Geschichte der Kunst wertende Urteile ab, während er in sozialen Fragen systemtheoretische Ansätze vorschlägt, die gesellschaftliche Zusammenhänge rekonstruieren, um wertende Positionen und undifferenzierte Beobachtungsweisen zu überwinden. Konstruktivistische Ansätze zur Rekonzeptualisierung der Diskurse über Kunst, der künstlerischen Praxis und des Kunstbetriebs können und sollten auf normative Setzungen verzichten und sich an die Maxime nichtrestriktiver Methoden halten.83

Die Frage, ob im Rahmen der Kunst unbeachtete Weisen der "Weltbeobachtung" im Sinne von C. zur Geltung gebracht werden sollen, oder ob sich im Sinne von B. aus kunsttheoretischen Fragen Beobachtungsweisen ergeben, die für die Konstitution von Weltbildern relevant sind, ergibt sich in der Gruppe Art & Language aus Arbeits- und Dialogprozessen. In dem für Luhmann zum Thema "redescription" relevanten Text "On Conceptual Art and Painting and Speaking and Seeing" sind diese Probleme an Überschneidungen zwischen Medium/Form-Aspekten von "picturing" und "painting"84 angerissen worden: Die Geschichte bilderzeugender Medien wie die Geschichten der Fotografie - Stichwort "picturing" - und der Malerei - Stichwort "painting" - können gerade deshalb zur wechselseitigen Erhellung beitragen, weil sie Grenzen zwischen "Kunst- " und "Weltbeobachtung" von verschiedenen Seiten beschreiten oder überschreiten. Die Fotografie mußte als Medium der "Weltbeobachtung" erst kunstbeobachtungsrelevant werden, während die Malerei wieder weltbeobachtungsrelevant werden kann.

Mit der "Interpenetrationen" zwischen Systemen sowie zwischen System und Umwelt eruierenden "Systemtheorie", der "Theorie der Beobachtung", ihrer polykontexturalen Ausdifferenzierung in Beobachtungsweisen und -ebenen, sowie mit der Unterscheidung zwischen "Medium" und "Form" und der Konzeptualisierung von "Medien" als Differenzierungsprozessen unterliegende "Zwei-Seiten-Form[en]"85 liefert Luhmann Ansätze für eine Multi- und Intermedia-Kunst, die Modelle für Weisen der "Weltbeobachtung" zu schaffen in der Lage ist, sofern seine Marginalisierung dieses Ansatzes in "Die Kunst der Gesellschaft" dekonstruiert wird: Luhmanns Texte lassen sich in Abschnitte zergliedern, wie dies Art & Language zum ersten Mal für ihren "Index 01" (1972)86 taten, und der sich ergebende Zettelkasten animiert zu einer Rekombination, aus der Thesen ableitbar sind, die Alternativen zu Luhmanns Textproduktion auf Zettelkasten-Basis87 enthalten.

 

Literatur:

In den Anmerkungen verwendete Abkürzungen bestehen aus Nachnahmen vor und erstem Substantiv des Titels (bei Namen: der erste Nachname) nach einem Doppelpunkt. Kommt es bei dieser Weise der Abkürzung zu identischen Kurzbezeichnungen für verschiedene Titel, so dient die Angabe des Publikationsjahres zur weiteren Differenzierung. Die Abkürzung "i.O.m.d.T." bedeutet "im Original mit dem Titel". Aus Platzgründen werden in den Anmerkungen z. T. nur bibliographische Verweise auf Bücher gegeben und wird auf die Nennung einzelner Aufsätze in Aufsatzsammlungen bzw. Anthologien verzichtet.

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Ammann, Jean-Christophe (Hg.): Art & Language. Kat. Ausst. Kunstmuseum Luzern 1974.

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Atkinson, Terry/Baldwin, Michael: Air-Conditioning Show/Air Show/Frameworks. Heft. Coventry 1967 (signierte Auflage: 200). Sammlung Philippe Méaille, Luxemburg.

Atkinson, Terry/Baldwin, Michael: Some post-war American work and Art-Language: ideological responsiveness. In: Studio International. April 1972, S.164-167.

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Baldwin, Michael/Harrison, Charles/Ramsden, Mel: Art & Language in Practice. Vol.1: Illustrated Handbook. Kat Ausst. Fondació Antoni Tàpies. Barcelona 1999.

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Anmerkungen:

1 Vgl. die folgenreiche Kritik Michael Baldwins in "General Note" an Terry Atkinsons "From an Art & Language Point of View" (Atkinson: Art), dessen "mono-theoretical model" "a pluralistic model" gegenübergestellt wird, das auch Art & Language-interne Auseinandersetzungen zuläßt (Baldwin: Note, S.30-34).

2 Z. B. Ammann: Art, o. P. mit "Proceedings I-VI"; Burn/Cutforth/Ramsden: Proceedings; Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1999, S.160; Corris/Ramsden: A&L, S.8,70f. (Nr.290-295).

3 Z. B. Corris/Ramsden: A&L, S.3,8,70 (Nr.292ff.); "Handbook(s) to Going-On", in: Art-Language. June 1974, Cover, S.26. Vgl. Dreher: Kunst, S.113.

4 Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1999, S.128-131,159,208f.,232f.; Harrison: Essays, S.53; Dreher: Art, Kap. II.1.

5 Offsetdruck, Auflage: 25, in: Burn: Dialogue, S.120-124,229; Dickel: Sammlung, S.50f.; Dreher: Kunst, S.78, o. P. (Abb.5).

6 Letterpress Druck, Auflage: 50, in: Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1999, S.128ff.; Burn: Dialogue, S.109,198f.

7 Wittgenstein: Tractatus, 4.062, vgl. 4.0312. Vgl. Burn/Ramsden: Question, S.133: "Denial presupposes language; the word `not´ is only significant when attached to a sentence, it has no meaning when attached to a physical object." Vgl. Äußerungen über den Zusammenhang zwischen "mapping"/ "maps" und Wittgensteins Äußerungen im "Tractatus logico-philosophicus": Atkinson, Terry/Baldwin, Michael: 38 Paintings (Painting No. 18), 1966. In: Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1999, S.196f. Atkinson, Terry/Baldwin, Michael: Title Equals Text No.22, 1967. In: Harrison: Essays, S.54.

8 Siehe Strawsons Begriffe "Sortal Universals", "Feature Universals" und "Characterizing Universals" (Strawson: Einzelding, S.28ff., 259ff.) in: Baldwin: Notes, S.24f.,30; Baldwin/Hurrell: Handbook, S.83.

9 Strawson: Einzelding, S.284f. Vgl. Henle: Sprache, S.276.

10 Atkinson/Baldwin: Air.

11 s. Anm.5.

12 Auch abgedruckt unter dem Titel "The role of language", u. a. in: Burn: Dialogue, S.120-124.

13 Australian Panorama. Australian News and Information Bureau. Ca. 1967 (nach: Dolk/Ramsden: Burn, S.84).

14 Dolk/Ramsden: Burn, S.84.

15 Luhmann: Gesellschaft, S.1114,1118.

16 Burn: Dialogue, S.121. Vgl. Maturana: Foundations, S.102: "Observing takes place in languaging."

17 Quine: Relativität, S.42.

18 Quine: Wort, S.18f.

19 Quine: Relativität, S.212.

20 Quine: Wort, S.30, vgl. S.171.

21 Quine: Wort, §10, S.83-91.

22 Quine: Wort, S.19. Vgl. Burn/Ramsden: Art, o. P., bes. Abschnitt "7." und "Note".

23 Stenius: Essays, S.188-191.

24 Burn: Dialogue, S.120.

25 Burn: Dialogue, S.120.

26 Russell: Philosophie, bes. S.19,38f.,60f.,63ff.,175f.,256-265.

27 Burn: Dialogue, S.123.

28 Burn: Dialogue, S.123. Vgl. Bryson: Gaze, S.91f.: "Between the subject and the world is inserted the entire sum of discourses which make up visuality, that cultural construct, and make visuality different from vision, the notion of unmediated visual experience. Between retina and world is inserted a screen of signs, a screen consisting of all the multiple discourses on vision built into the social arena."

29 Zu den Begriffen "Operation", "Beobachtung", "Beobachtung von Beobachtern" und "Beobachtungen", "Beobachtungsoperation": Foerster: Wissen, S.17-23; Luhmann: Beobachtungen, S.43ff.,75,77,87,98-103,117ff.,169,218; Luhmann: Gesellschaft, S.313,374,600,1113,1117,1127f.; Luhmann: Kunst, S.38,65-164; Luhmann: Systeme, S.25,63,110,244f.,358ff.,386f.,407-411,491,590,596-599,650-655.

30 Foerster: Wissen, S.31: "...kodiert wird nur: `So-und-soviel an dieser Stelle meines Körpers´, aber nicht was".

31 Dreher: Performance, Kap. 1.1.2, 4.1; Foerster: Gleichnis, S.16.

32 Luhmann: Systeme, S.25.

33 Luhmann: Systeme, S.25,358,604. Vgl. Luhmann: Kunst, S.15 mit Bezug auf Heinz von Foerster (s. Foerster: Gleichnis): "Die wahrgenommene Welt ist mithin nichts anderes als die Gesamtheit der `Eigenwerte´ neurophysiologischer Operationen."

34 Luhmann: Systeme, S.606 mit Anm.23, vgl. S.138,631. Vgl. Luhmann: Gesellschaft, S.181; Luhmann: Wissenschaft, S.172.

35 Luhmann: Systeme, S.22f.,37ff.,258ff.

36 Luhmann: Beobachtungen, S.28 mit Anm.20, S.75,90.

"Polykontexturalität": Günther: Beiträge, S.283-306; Klagenfurt: Zivilisation, S.76,79ff.,83,97ff.,102,134,140f.; Luhmann: Beobachtungen, S.84f.; Luhmann: Gesellschaft, S.88,891ff.,1094f.,1132f.,1141; Luhmann: Kunst, S.60,303,308,485,494f.

37 Abel: Sprache, S.133. Zur von Rudolf Carnap bestimmten Ebenengliederung im Sinne dieses Zweistufenmodells in Konzeptueller Kunsttheorie: Dreher: Kunst, S.21.

38 Quine: Dogmas.

39 Luhmann: Beobachtungen, S.32. Vgl. Luhmann: Wissenschaft, S.14,16,303,546; Weber: Dualisierung, S.115f.

40 Weber: Dualisierung, S.241.

41 Foerster/Pörksen: Wahrheit, S.82f.

42 Wäre Luhmann mit Burns "Altered Photographs" und "The role of language" vertraut gewesen, hätte er den Vorwurf gegen "concept art" zu Beginn von "Die Kunst der Gesellschaft" aufgegeben: Konzeptuelle Kunst verzichtet eben nicht auf "sinnlich wahrnehmbare Unterschiede" und vermeidet ein "Heruntertransformieren der Kunst in den Bereich des sinnlich Wahrnehmbaren" nicht! Konzeptuelle Kunst setzt "sinnlich wahrnehmbare Unterschiede" allerdings nicht, wie Luhmann es will, ein, um "Unterschiede zwischen Kunstwerken und anderen Objekten" (Luhmann: Kunst, S.13) und zwischen "Kunst-" und "Weltbeobachtung" zu gewinnen, sondern um Modelle für Weisen der "Weltbeobachtung" zu konstruieren. Daß dies nicht ohne Auseinandersetzung mit der "Theoriebeladenheit von Beobachtung" (s. Anm.43) zu bewerkstellen ist, zeigt auch Luhmann in seinen Darlegungen zur Theorie der Beobachtung.

43 "...it does seem that in the majority of art-criticism there is an astonishing neglect of the `theory-ladenness´ of experience. See, for example N. R. Hanson´s Pattern of Discovery, Cambridge 1958." (Burn/Ramsden: Device, S.52, vgl. S.22f.). Vgl. Kuhn: Struktur, bes. Kap. X (S.125 mit Hinweis auf Hanson).

44 Zur Kombination der Ansätze von Quine und Strawson vgl. Abel: Sprache, S.133f.,149ff.

45 Abel: Sprache, S.162-168; Goodman: Languages, S.159-164,170f.; Goodman/Elgin: Revisionen, S.168-175.

46 Harrison: Essays, S.129-149; Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1999, S.26-35,182-187; Institut für soziale Gegenwartsfragen: Art, S.28,58ff.,76.

47 Abel: Sprache, S.141,161,165: "Produktive Imagination ist...am Werk, sobald wir es im vor-prädikativen und analogisch verfaßten Bereich mit phänomenaler Gestalthaftigkeit und im prädikativen, satz-propositionalen und begrifflichen Bereich mit Begriffs- und mit Einzelding-Identität zu tun haben...zu beachten ist, daß diese Prozesse nicht nur in einer Richtung laufen, sondern beidseitig sind, d. h. dem Digital-Umwandler entspricht ein Analog-Umwandler."

48 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.169.

49 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.123.

50 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.125.

51 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.144f.

52 «schème» und «schéma» (bzw. `Handlungsplan´ und `Denkschema´): Piaget: Einführung, S.51,101.

53 Piaget: Äquilibration, S.41. Zit in: Glasersfeld: Konstruktivismus, S.175.

54 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.109,125,194f.,266 mit Anm.2.

55 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.119; Dreher: Performance, Kap. 1.1.2.

56 Goossen: Art, o. P.: "Today´s `real´...offers itself for whatever its uniqueness is worth - in the form of the simple, irreducible, irrefutable object." Vgl. Rosenberg: Artworks, S.22f. mit expliziter Kritik an Goossens Konzept für die Gruppenausst. "Art of the Real" als Vorstellung vom "`ding-an-sich´...in the mind of metaphysicians" (Vgl. Dreher: Performance, Kap. 4.2).

57 Glasersfeld: Konstruktivismus, S.266.

58 ...nicht ohne durch die Kopiermechanik neue Bildmuster zu erhalten .

59 Holt: Writings, S.87.

60 Luhmann: Kunst, S.227,395f.

61 Zur "Beobachtung erster" bis "dritter Ordnung": Luhmann: Beobachtungen, S.79,157; Luhmann: Gesellschaft, S.93,374f.,1094,1117-1125; Luhmann: Kunst, S.92-164, bes. S.102f.,156f.

62 "Beobachtung zweiter Ordnung" [="Beobachtung von Beobachtern" und "Beobachtungen", s. Anm.29]: Luhmann: Beobachtungen, S.63f.,67,81,83,100-103,118,125; Luhmann: Gesellschaft, S.93,144,151f.,374f.,484,606,677,766ff.,1094ff.,1113,1115,1117-1128,1137; Luhmann: Kunst, S.89,94,213,322,333-336,393,463; Luhmann: Wissenschaft, S.77,87,98f.,101ff.,110f.,167,175f.,298,301f.,313,319ff.,363,413f.,499,507ff.,579f.,717f.

63 Luhmann: Kunst, S.89,212,283,333,436,497. Vgl. Luhmann: Beobachtungen, S.83.

64 Luhmann: Kunst, S.54 mit Anm.65, S.478 mit Anm.208, S.506. Vgl. Institut für soziale Gegenwartsfragen: Art, S.187; Luhmann: Gesellschaft, S.15,79,892 mit Anm.45, S.1139 mit Anm.422. Weder Luhmann noch Art & Language verweisen auf Arthur C. Dantos Auseinandersetzung mit "Regeln der Neubeschreibung (Re-Deskription)" im Zusammenhang mit der Frage "...welches sind beispielsweise die Kriterien, vermittels derer wir etwas als Kunstwerk klassifizieren?" (Danto: Philosophie, S.362). Luhmann weist neben Art & Language auch auf Hesse: Models, S.157ff.

65 Atkinson/Baldwin: Work, S.167. Vgl. Dreher: Art, Kap. II.3; Dreher: Kunst, S.119ff.; Institut für soziale Gegenwartsfragen: Art, S.48.

66 Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1994, S.41.

67 Baldwin: Art, S.42: "Explanation of culture is itself an enculturation."

68 Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1994, S.37.

69 Luhmann: Gesellschaft, S.892. Vgl. Luhmann: Kunst, S.396.

70 Luhmann: Kunst, S.65: "Will man den Unterscheidungsgebrauch der Semiotik verwenden, so müßte man darauf achten, daß die Signifikate der Signifikanten des Kunstwerks immer nur im Kunstwerk selbst zu suchen sind;..." Vgl. Dreher: Performance, Kap. 5.1.

71 Luhmann: Kunst, bes. S.496, vgl. S.87-91,289-294,306-318,396-401.

72 Luhmann: Kunst, S.395,470.

73 Dreher: Performance, Kap. 2.51.1.8, 2.5.1.1.18, 2.5.1.1.19, 2.5.1.1.21.

74 Weibel: Kontext, S.9-14,209f.,261,266-271. Vgl. Luhmann: Gesellschaft, S.38,1114; Luhmann: Systeme, S.461f.

75 Harrison: Essays, S.63-81,98-107; Baldwin/Harrison/Ramsden: Art, S.56-63,244f.,283; Institut für soziale Gegenwartsfragen: Art, S.48-52.

76 Burn/Ramsden: Device, S.2; Corris/Ramsden: A&L, S.1,8,68ff. (Nr.281-289). Vgl. Althusser: Marx, S.32,136.

77 Baldwin: Note, S.32; Burn/Ramsden: Device, S.3,4,16,27-30,69,72,78f.; Corris/Ramsden: A&L, S.21 (Nr1f.).

78 Luhmann: Kunst, bes. S.496, vgl. S.87-91,289-294,306-318,396-401.

79 Atkinson/Baldwin: Work, S.167.

80 Luhmann: Kunst, S.292.

81 Luhmann: Gesellschaft, S.203ff.,316-396,481ff.; Luhmann: Systeme, S.205f.,222ff.,267,338f.,513,614,627f.; Luhmann: Wissenschaft, S.172,181f.,238 mit Anm.109.

82 Lotman: Kunst, S.270. Vgl. Fischer-Lichte: TheaterAvantgarde, S.415f.

83 Dreher: Performance, Kap. 5.6.

84 Baldwin/Harrison/Ramsden: Art 1994, S.63.

85 Die Differenz "Medium"-"Form" als "Zwei-Seiten-Form": Luhmann: Beobachtungen, S.87; Luhmann: Gesellschaft, S.59,195-202,267,1148; Luhmann: Kunst, S.48-65,89,150,165-214,437; Luhmann: Wissenschaft, S.182ff. Niklas Luhmann versteht "Medien" als "Zwei-Seiten-Form", wobei eine geschlossenere "Form" eine der möglichen Anwendungen der Kombinationsmöglichkeiten von Elementen eines "Mediums" beziehungsweise einer variableren, offeneren Form demonstriert.

86 Harrison: Essays, S.61,63-73,76,79,91-95,126,155,157,220,236; Institut für soziale Gegenwartsfragen: Art, S.32,48f.

87 Krajewski: Papier.

 

(Vortrag, Symposium "Art & Language & Luhmann No 2", Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, 30.4.2000)