Thomas Dreher
Die Ästhetik des [Nicht-]Beweises
Von der Konzeptualisierung des Sachbezugs
zur Selbstkontextualisierung
in und zwischen Zeichensystemen
Poetische und referentielle
Zeichenfunktionen
Was ist ästhetisch am Beweis? `Ästhetisches´
wird im Gegensatz zum Deskriptiven als mehrdeutig verstanden:
poetische und emotive Zeichenfunktionen
widersprechen möglichst eindeutigen referentiellen Zeichenfunktionen.1
Gegen die Referenz auf Sachverhalte und Einzeldinge durch Dokumentationsverfahren
werden im Ästhetischen selbstbezügliche Formen (poetische Zeichenfunktionen)
gesetzt. Das Ästhetische an der Beweisführung wäre dann
das Paradox, die deskriptiven und dokumentarischen Verfahren der Beweisführung
unter formalen Aspekten zu verstehen: Auf Sachverhalte verweisende Zeichen
werden selbstverweisend beobachtet. Die eindeutige Koordination von Zeichen
mit fremdverweisenden (auf Zeichenexternes referierenden) Bedeutungen
würden dann nur als Methode angewendet, um Folgen selbstbezüglicher
Zeichen zu erhalten.
Realistische Kunst entwickelt Lesbarkeit von Zeichen in emotiven Funktionen
nicht nur aus Darstellungsformen, sondern auch aus den Bedeutungsfeldern des
Dargestellten. Realistische Kunst gilt als gelungen, wenn sie poetische und
referentielle Zeichenfunktionen zu einer Ausdruckseinheit zu verbinden weiß:
Aus Relationen zwischen poetischen und referentiellen Funktionen werden emotive
Zeichenfunktionen gewonnen, die auf einer zweiten Bedeutungsebene wiederum referentiellen
Zeichenfunktionen untergeordnet werden können. Die Referenzebene ist dann
nicht mehr die der Darstellung, sondern die der Ideologie. Eine "Ästhetik
des Beweises" dagegen entwickelt Brüche der Beziehungen zwischen Zeichenfunktionen
und zeigt die irreduzible Vieldeutigkeit der Beziehungen zwischen Zeichen und
Bedeutungen. Die "Ästhetik des Beweises" ergibt sich aus Spielmöglichkeiten,
die Künstler aus der irreduziblen Differenz zwischen Präsentationsformen
der Beweisaufnahme und dem Tatbestand gewinnen. "Die Ästhetik des
Beweises" ist ein Begriff, der das Vexierspiel zwischen vermeintlich sachlicher
Dokumentation und Wirklichkeit umschreibt. Hierarchien von Bedeutungsebenen
werden auf diese Art brüchig und von heterarchischen Strukturen abgelöst.
Links: Alexander Michailowitsch Rodschenko: Hinterhof
in der Kirov Straße, 1928. Photographie (Elliott, David (Hg.): Alexander
Rodchenko 1891-1956. Kat. Ausst. Museum of Modern Art, Oxford 1979,
S.113).
Rechts: Laszlo Moholy-Nagy: Radioturm Berlin, 1928. Silber-Gelatine-Abzug.
Museum of Modern Art, New York.
Dynamische `Sachlichkeit´
Im Umfeld der Redaktion der sowjetischen Zeitschrift "Novy
Lef" wurde die Foto-"Faktographie" aus einer Kritik an dem Ungenügen
an klassischen Einstellungen des Einzelbildes entwickelt. Viktor Sklovskij führt
1917 in "Kunst als Verfahren" die schemenhafte Wahrnehmung von Gegenständen
auf festgefahrene, unverändert beibehaltene Wahrnehmungsweisen zurück.
Gegen scheinbar unverrückbare Positionen fordert
Sklovskij Verfahren der Verfremdung.2
Alexander Michailowitsch Rodschenkos und Laszlo Moholy-Nagys Fotos irritieren
festgefahrene Sichtweisen durch ungewohnte Kamerastandpunkte. Nach Sklovskijs
"Rede zur Diskussion über die Faktografie im Film" von 1927 schreibt
Rodschenko 1928 in "Wege zur zeitgenössischen Fotografie":
Wir nehmen die erstaunlichen perspektivischen Verkürzungen
und Stellungen der Objekte nicht wahr. Wir, die wir dazu erzogen worden sind,
das gewohnte und Übliche zu sehen, müssen erst die Welt des Sichtbaren
entdecken. Wir müssen unser optisches Denken revolutionieren. Wir müssen
uns den Schleier vom Nabel reißen, der `vom Nabel aus´ heißt.
Fotografiert von allen Standpunkten aus, außer `vom Nabel´, bis
alle Standpunkte anerkannt sind. Die interessantesten Standpunkte der Gegenwart
sind die mit dem Blick nach oben und unten, und von unten nach oben, sowie
ihre Diagonalen.
Links: Laszlo Moholy-Nagy: Der wohlwollende Herr, 1924.
Zirkus- und Varietéplakat
(Ders.: Malerei
Fotografie Film. München 1927, S.106).
Rechts: Gustav Klucis: Spartakiada Moskau, 1928. Postkarte.
Museum of Modern Art, New York.
In die Formen und "Fakturen"
konstruktivistischer Kompositionen werden von Rodschenko, Moholy-Nagy
und Gustav Klucis Momentaufnahmen einmontiert.3
Diese Fotomontagen und Fotoserien dienen einer agitatorischen Kunst, der
naturalistische Widerspiegelung nicht genügt. Nachdem Rodschenko
1928 einen Artikel "gegen das summarische Fotoporträt, für
die Momentaufnahme" verfaßte, resumiert Sergej Tretjakow 1932
in "Von der Fotoserie zur langfristigen Fotobeobachtung" die
Reflexionen über die Unterschiede zwischen Fotoporträt, Momentaufnahme
und Fotoserie:
Wenn das malerische (Monument,
Ikone) auf der Statik und der universellen Verallgemeinerung aufgebaut wurde,
so ist die Momentfotografie dynamisch, und das ist ihr kolossaler Verdienst.
Sie reißt aus dem Fluß des Vorübergehenden die einzelnen
Bewegungsmomente raus, ohne die Menschen porträthaft posieren zu lassen.
Doch die Momentfotografie hat ihren inneren Mangel. Das ist die Einmaligkeit
und Zufälligkeit dessen, was in ihr dargestellt wird. Es passiert relativ
selten, daß in einer Momentfotografie ein charakteristischer, ausdrucksstarker
Moment erwischt wird, ein Moment, der den wesentlichen inneren Widerspruch
enthüllt...Wenn eine zufällig geschossene Momentfotografie einer
unendlich dünnen Schale vergleichbar ist, die von der Oberfläche
der Wirklichkeit abgenommen wurde, so gibt uns die Serienfotografie oder -montage
die Dichte der Wirklichkeit zu spüren.4
Der von Ossip Brik 1924 in der Zeitschrift "LEF"
und 1928 programmatisch in Beiträgen für die Zeitschrift "Novy
Lef" geforderte Weg von der konstruktivistischen Malerei zur Fotographie
führte von der Ausdifferenzierung selbstbezüglicher künstlerischer
Mittel zur Ausdifferenzierung von fotografischen Fremdbezügen - und
dies unter Beibehaltung konstruktivistischer Selbstreferenz. Gerade für
kunstexterne Ansprüche der Agitation wurden autonome Kunstmittel
gebraucht, die es ermöglichten, im Ist-Zustand den Soll-Zustand aufscheinen
zu lassen. `Dokumentiert´ wird, was sein soll, mittels fotografischer
Elemente, die darstellen, was in einem Moment war. Was durch die Kombination
fotografischer und anderer Elemente als Utopie aufscheinen kann und soll,
ist auf einer zweiten Bedeutungsebene, der Ideologie, bereits festgelegt.
Die Faktographie dient in sozialistischer Propaganda dazu, die zweite
Bedeutungsebene als Vorschein (und Versprechen) des in Zukunft auf der
ersten Bedeutungsebene als Sachverhalt Darstellbaren auszuweisen.
Mittel der Nicht-Dokumentation erweisen sich in der Faktographie als Voraussetzung
zur Entwicklung neuer Formen der Dokumentation. Die programmatische Einstellung,
daß Wirklichkeit nicht nur aus einem standardisierten, sondern aus
verschiedenen Blickwinkeln wahrgenommen werden soll, um sie überhaupt
wieder wahrnehmen zu können, war Voraussetzung für die Entwicklung
neuer fotografischer Gestaltungsweisen. Der fotografische Reproduktionsapparat
verweist in den Blickwinkeln der "Momentaufnahme" und ihrer
Kombination in Montagen und Fotoserien zurück auf seinen Anwender.
Dessen Vorstellungen von der "Dichte der Wirklichkeit" konstituieren
eine "fiktive Realität", die zugleich als konkretisierbare
Utopie gedacht wird. In John Heartfields Fotomontagen für die "Arbeiter-
Illustrierten-Zeitung" (AIZ, 1930-38) dagegen führen dieselben
künstlerischen Mittel zu zugespitzten Darstellungen politisch brisanter
Konstellationen der Weimarer Republik. Die Mittel der Fotomontage erlauben
es, Anschauungsmodelle für Ist- und Soll-Zustände zu entwickeln.
Modellrelationen zwischen Elementen, die exemplarisch für Wirklichkeitsausschnitte
stehen, und Slogans sind die künstlerischen Elemente dieser Plakatkunst.
Statische `Sachlichkeit´
Edward Ruscha stellt 1963 in einem Künstlerbuch 26 Schwarz-Weiß-Fotografien
von Tankstellen aus dem Westen der Vereinigten Staaten vor ("Twentysix
Gasoline Stations"). 1966 publiziert er ein Leporello, auf dem
in zwei Streifen untereinander beide Seiten des "Sunset Strip"
in Los Angeles als Addition von Fotos zu sehen sind. Unter jedem Foto
ist die Hausnummer des abgebildeten Hauses eingetragen. Die Aufnahmen
entstanden im fahrenden Auto, mit einer motorisierten, fortlaufend aufnehmenden
Kamera. Eine Foto-Montage in Form eines Straßenpanoramas des "Sunset
Strip" mit Schnittstellen zwischen den Aufnahmen wird gezeigt. Die
Straßendistanzen, die jede Aufnahme zeigt, sind nicht einheitlich:
Die Brüche sind die Folge des ohne Rücksicht auf die Intervalle
der motorisierten Kamera weiter fahrenden Wagens. Außerdem werden
fahrende Fahrzeuge beliebig angeschnitten. Spannungen zwischen dem Kontinuum
des Panoramas und diskontinuierlichen Schnitten und Details entstehen.
Ed Ruscha: Sunset Strip, 1966. Leporello, Offsetdruck.
Ruscha mechanisiert in "Sunset Strip" die Position
des Fotografen. Das doppelte Fotoband antizipiert eine konzeptuelle Fotografie,
die ebenfalls subjektive Gestaltung vermeidet (s. Huebler, unten). Daß
Zeichen von Darstellungsformen, die Bildrhetorik auf Sachbezug reduzieren,
ins Poetische umschlagen können, führt Ruscha in seinem Leporello
mit dem aus Fotoserien montierten Panorama der beidseitigen Straßenrandbebauung
vor.
Bernd und Hilla Becher: Fachwerkhäuser des Siegener
Insdustriegebietes, zwischen 1958 und 1974. 15 Fotoabzüge in 15 Rahmen.
© Bernd & Hilla Becher.
Sowohl Ruscha (in den oben erwähnten Künstlerbüchern)
wie die `Düsseldorfer´
Dokumentarfotografie von Bernd und Hilla Becher (ab 1957) und ihrer Nachfolger,
darunter Thomas Struth, Thomas Ruff und Axel Hütte, nehmen die Stadtlandschaft
in Normalhöhe auf, also weder von oben oder unten. Zudem meiden sie
häufig schräge Linien bildende Tiefenzüge, wenn sie nicht
Fluchtlinien von Straßenzügen abbilden. Ruscha, die Bechers,
Struth und Hütte fotografieren Bauten meist ohne Menschen und vor
neutralem Himmel. Während die Bechers zum Beispiel Förder-,
Kühl- und Wassertürme isoliert fotografieren und Serien dieser
Fotografien als Werk präsentieren, fotografieren Struth, Ruff und
Hütte Ausschnitte von Stadtlandschaften:
...this is a body of work distinguished by the clash
between its extreme clarity of presentation and apparent lack of ambiguity
on the one hand, and high resistance to interpretation on the other. (Magnani,
s. Anm.5)
Thomas Ruffs Porträtfotografie
der Großaufnahme von Köpfen in Frontalansicht vor neutralem Grund
kehrt zum Gegenbild der sowjetischen Foto-"Faktografie" zurück.5
Links: Thomas Struth: Kirchfeldstraße Düsseldorf,
1976.
Chromogendruck.
Rechts: Thomas Ruff: Haus Nr.3, 1988. Farbfotografie: Diasec, computergestützte
Bildbearbeitung.
©Thomas Ruff/VG Bild-Kunst, Bonn 2016.
Dokumentation ist nicht gleich Dokumentation: Ihr liegt entweder eine Ästhetik
der Isolation und der Statik wie bei der Becherschule oder eine Ästhetik
der Rekonstruktion der Dynamik urbanen Lebens zugrunde. "Komplexitätsreduktion"
durch Isolation und "Komplexitätserfahrung" der Stadt
als "Collage aus Versatzstücken", "zwischen fester
Struktur und Strukturlosigkeit", sind nach Hannes Boehringer Komplemente
des menschlichen "Ordnungssinnes" und der künstlerischen
Gestaltung:
Die Vereinfachung strukturiert
die Unordnung zur einsichtigen Komplexität, die wiederum läßt
durchscheinen, daß sie in diesem Ordnungsentwurf nicht ganz aufgeht,
daß auch er begrenzt und endlich ist. Die gegenseitige Durchdringung
von Komplexität und Einfachheit ist ein dramatischer Vorgang.6
Zwischen "Komplexitätsreduktion" durch Isolation
(vgl. Thomas Ruffs Frontalansichten von Fassaden einzelner Häuser) und
"Komplexitätserfahrung" vermittelt Ruscha in "Sunset Strip":
Das Kontinuum der beiden Panoramastreifen wird durch die Sequenzen mit diskontinuierlichen
Übergängen von Bild zu Bild gebildet. Die Schnittfolge der Bildsequenz
vereinfacht den Sehprozeß durch das Muster aus wiederkehrenden Schnitten
und erschwert ihn gleichzeitig durch Sprünge, durch die Diskontinuität
des Panoramablicks: Kontinuität der Diskontinuität. Die Alternative
des Radikalen Konstruktivismus zu dieser `dramatischen´ Komplementarität
von Dis- und Kontinuität auf einer Ebene ist die "Komplexitätsreduktion"
durch Abstraktionsebenen: "Komplexitätserfahrung" bleibt auf
weniger abstrakten Ebenen erhalten. Zwischen abstrakteren, Komplexität
reduzierenden und komplexeren Ebenen kann ein Beobachter auf- und abklettern.
Diese Ebenengliederung liegt konzeptuellen Werken
von Art & Language, Victor Burgin und Joseph Kosuth (s.u.) zugrunde.7
John Baldessari: A Painting That Is Its Own Documentation,
1968. Acryl auf Leinwand. Foto: Frank Grießhammer, 2016. © Creative
Commons.
Allegorische Montage
Selbstbezügliche "Faktographie"
stellt John Baldessari in "A Painting That Is Its Own Documentation"8
vor: Auf einer Leinwand notiert Baldessari den Titel, die Zeitpunkte der
Idee zum Konzept, der Ausführung und der ersten Ausstellung. In einer
"Note" gibt der Künstler zusätzlich folgende Anweisung:
"For each subsequent exhibition of this painting, add date and
location below. For extra space, use an additional canvas."
was seit 1981 mehrmals geschah. In Fotomontagen
arbeitet Baldessari mit Rückbezügen auf die filmische "Faktographie",
insbesondere auf Sergei M. Eisensteins allegorische "Montage der
Attraktionen"9.
Baldessari montiert 1976 in "Violent Space Series" Standfotos
aus Spielfilmen als Sequenzen, die narratives `filmisches Sehen´
provozieren. Die rechteckigen Ränder gekippter Fotos werden zusammen
mit der "Faktur" der Hell-Dunkel-Graduierung der Oberflächen
von schwarz-weiß-Fotos zu Grundelementen der Komposition. "Faktographisch"
sind die referentiellen Zeichenfunktionen der Fotoreproduktion. Baldessari
wendet die avantgardistische sowjetische Kunst, die sich von Faktur zur
Faktographie entwickelte, in eine Faktur-Faktographie.
John Baldessari: Violent Space Series: Two Stares Making
a Point but Blocked by a Plane (for Malevich), 1976. S/w-Fotografie mit
Montage auf Karton. The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City. © Marion
Goodman Gallery, New York.
In "Violent Space Series: Two Stares Making
a Point but Blocked by a Plane (For Malevich)" (1976)
10 führt Baldessari ein gekipptes weißes Rechteck,
eine suprematistische Form, in ein isoliertes Filmstill ein.
Das weiße Rechteck, das einen Teil des Filmstills abdeckt, kann
sowohl als Mittel zur Dekonstruktion der Erzählstruktur des Bildes
als auch wie das Quadrat in einer Bildgeschichte El Lissitzkys11
als neuer Handlungsträger in einer Rekonstruktion der Erzählstruktur
betrachtet werden. Diese neue "Erzählstruktur" (Eco, s.u.)
offeriert darstellende und abstrakte Elemente als Akteure einer vom Beobachter
zu konstruierenden Handlung.
John Baldessari: Brutus Killed Caesar, 1976. Buch mit
Spiralbindung, s/w-Offsetdruck, 35 Seiten.
In dem Künstlerbuch "Brutus Killed Caesar"12
von 1976 wiederholt Baldessari fotographische Profil-Porträts von Gesichtern
zweier potentieller Akteure verschiedenen Alters. Die beiden sich einander zuwendenden
Porträts links das jüngere, also "Brutus", und rechts
das ältere, also Cäsar wiederholt Baldessari 33 Mal und plaziert
zwischen ihnen Fotos von Objekten, die zu Requisiten einer "Erzählstruktur"
werden können. Allerdings sind die Requisiten zum Teil nur bedingt im Sinne
des Titels ("killed") als Waffen brauchbar. Während die Profile
offensichtlich Ausschnitte aus grösseren Motiven sind, sind die Objekte
isoliert auf grauer Fläche dargestellt. Eine Fotografie, die realistisch
vorgefundene Situationen darstellt, und eine Objekte isolierende Sachfotografie
treffen in einer Montagesequenz aufeinander. Es geht in diesen Fotomontagen
um "fiktive Realitäten", die auf "fiktiven Realitäten"
des Filmes, der klassischen (an subjektiven Gesichtspunkten des Fotografen orientierten
und Wirklichkeit in Szene setzenden) journalistischen Dokumentarfotografie und
der sachlich kühl isolierenden Objektpräsentation aufbauen.
Martha Rosler: Cleaning the Drapes, aus der Serie House
Beautiful: Bringing the War Home, 1967–72. Beschnittenes und montiertes
bedrucktes Papier auf Karton. The Museum of Modern Art. © 2012 Martha
Rosler.
Martha Rosler versucht in ihren Fotomontagen der Serie "Bringing
the War Home: House Beautiful" (ca. 1967-72) Bezüge der Medienwelten
zur Lebenswelt zu rekonstruieren. Sie montiert Kriegsbilder in Fotos von
mit Konsumgütern durchsetzten Wohnräumen. Diese Privatwelten,
die Bilder von ihnen und die Kriegsbilder sind vorgefertigt, ready-made
available. Rosler problematisiert den Bezug der Medienwelten zur Lebenswelt
als Reinszenierung der Medienwelt in der Lebenswelt, dabei Richard Hamiltons
Collage "Just what is it that makes today´s homes so different,
so appealing?" (1956) politisierend. Rosler
übersetzt Ed Kienholz´ Installation "The Eleventh Hour
Final" (1968)13
und ihr Thema der Informationen über den Vietnam-Krieg, die über
das Fernsehen ins Wohnzimmer gelangen, in die Foto-Montage. Während
Kienholz die Listen toter und verwundeter Soldaten auf beiden Seiten der
Fronten auf einem Fernseher in seiner Wohnzimmer-Installation so zeigt,
wie sie jeden Abend gesendet wurden, konfrontiert Rosler in ihrer Serie
aus Fotomontagen Medienbilder vom Krieg mit Medienbildern vom Privatleben.
Sie bleibt im Bereich der Medienbilder, die sie durch Bild im Bild-Bezüge
miteinander kombiniert. Während Baldessari zwischen Fiktionswelten
spielt, versucht Rosler, durch Brüche in den Fiktionswelten der Massenmedien
soziale Wirklichkeit durchscheinen zu lassen.
In ihrer 1991 publizierten Analyse "Image simulations, computer manipulations:
some considerations" schreibt Rosler:
... I believe...that
documentary is alive - if those who do it exercise responsibility in their
decisions relating to the production, dissemination, and marketing of their
images... It´s possible that certain modes of address are near exhaustion
as ways of communicating facticity, but that doesn´t amount to asserting
either that `truth is dead´ or that `photography is used up´.14
An Diskussionen über die referentiellen Zeichenfunktionen
einer zeitgenössischen Dokumentarfotografie, die mehr sein will,
als nur ein an Realismen sich orientierender Mediengebrauch, interessiert
Rosler offensichtlich, welcher Entscheidungsspielraum Individuen beim
Umgang mit Medien in Informationssystemen zugebilligt wird und wie moralische
Prinzipien bei der Nutzung dieses Spielraumes beachtet werden. Die in
Informationssystemen zirkulierenden Bilder verlieren alle Indices, die
auf dargestellte Wirklichkeit und ihren Autor verweisen, wenn sie durch
verschiedene Kanäle geschickt, mehrfach reproduziert und redaktionell
(zum Beispiel durch Modifikation der Bildunterschrift) bearbeitet werden.
Ein Redakteur, der in diesem Informationskreislauf eine Fotografie erhält,
kann sich unter Zeitdruck häufig keine Informationen über ihren
Sachbezug mehr einholen. Es ist nicht vermeidbar, daß gestellte
Szenen als Darstellung vorgefundener Ereignisse erscheinen und daß
eine Darstellung Bildtitel erhält, die auf verschiedene Ereignisse
verweisen. Roslers Erwartung, daß in solchen Systemen der Bild-
und Textdistribution jede Person integer entscheide, erscheint naiv: Systembedingt
ist die (Re-)Inszenierung von Bildinformationen nach Bedarf und die Wiederverwendung
von Bildern zur Dokumentation von Verschiedenem wahrscheinlicher.
John Baldessari: Blasted Allegories (Colorful Sentence):
Intertwined with Green Offshoot Intersecting at Pressure Point, 1978.
C-Prints auf Karton.
Baldessaris Serie "Blasted
Allegories" (1978)15
antwortet auf den Verlust überprüfbarer Referenzen von Bildern
in Massenmedien nicht mit der Aufforderung zur Wiederherstellung glaubhafter,`wahrer´
Fremdbezüge. Der kalifornische Künstler kombiniert monochrom
gefärbte Abzüge von schwarz/weiß-Filmstills. Auf ihnen
werden Assoziationen provozierende Begriffe notiert. Diese Bild-Text-Kombinationen
werden wiederum verkettet: um der Assoziationen provozierenden Verkettung
willen? Die relative Beliebigkeit der Verkettung kann Beobachter auch
dazu führen, auf Assoziationen zu verzichten, und die Verkettung
einfach als so und nicht anders gegeben anzunehmen. Der Beobachter kann
sich damit begnügen, referentielle und emotive Zeichenfunktionen
auf poetische Zeichenfunktionen, Fremdbezüge auf Selbstbezüge,
Zeichenbedeutungen auf Zeichenformen zurückfallen zu lassen. Diese
Art, auf "Blasted Allegories" zu reagieren, ist mit Reaktionen
von überreizten Konsumenten auf Werbe- und Spielfilme vergleichbar
- und ist doch anders in ihrer Ironie und ihrem Verzicht auf den Schein
von narrativen Zusammenhängen.
Dokumentationssysteme
Alain Robbe-Grillet beschreibt in «La Jalousie »
Bewegungen und Gespräche eines Paars in einem Haus, nicht aber den Zustand
der Beziehung. Diesen zeigt er nur durch das, was er beschreibt:
Zwischen der...präzisen
sprachlichen Bearbeitung unwillkürlicher Wahrnehmungen und den unterbewußten
Seelenmächten [der Personen im Roman]...gibt es nichts.16
Douglas Huebler: Location Piece #9, New England, March
1969. Maschinengeschriebenes Statement und 11 Silber-Gelatine-Abzüge.
Solomon R. Guggenheim Museum, New York. © 2017 Estate of Douglas Huebler/Artists
Rights Society (ARS), New York.
Auf Robbe-Grillets Reduktion
literarischer Verfahren auf Deskriptives folgt Douglas Hueblers Reduktion
künstlerischer Verfahren auf "system[s] of documentation"17
(ab 1968). Huebler beschreibt in seinen Dokumentationssystemen Vorgehensweisen
der Produktion von Dokumenten. Das maschinengeschriebene Textblatt endet
mit einer Aufführung der zum Werk gehörenden Teile: eine bestimmte
Anzahl von Fotos, teilweise auch Pläne und andere Dokumente sowie
das Textblatt selbst. Die Fotos sind als Belege ihrer eigenen Herstellungsweise
nur bedingt tauglich. Anlässe dieser
Herstellung können, wie aus den Beschreibungen auf den Textblättern
hervorgeht, Betätigungen des Auslösers in bestimmten Abständen
in Zeit- und Raumdimensionen sein.18
Die Ereignisfolge oder die Abfolge der Intervalle
der Auslöserbetätigung muß an Hand der Fotos nicht rekonstruierbar
sein.19 Sind
die Fotos numeriert, dann dokumentieren sie einen Ablauf in entgegengesetzter
Richtung zum beschriebenen Verlauf.20
Die Fotos müssen im Textblatt
erwähnte Ereignisse nicht erkennbar abbilden, zum Beispiel wenn das
Dokumentierte sehr klein ist.21
Douglas Huebler: Duration Piece #10, Brussels, March
1976. Maschinengeschriebenes Statement und 25 Silber-Gelatine-Abzüge.
Foto: Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf 1983. © 2017 Estate of Douglas
Huebler/Artists Rights Society (ARS), New York.
Das dokumentarische Verfahren
dient der Produktion von Fotos beliebiger Ereignisse. Fotodokumente nehmen
in Hueblers Dokumentationssystemen zwar Funktionsstellen ein, doch tun
sie das häufig in einer die erwarteten referentiellen Zeichenfunktionen
blockierenden beziehungsweise auf poetische Zeichenfunktionen umlenkenden
Weise: Die Graduierung von Halbtönen auf Schwarz/weiß-Abzügen
wird selbstbezüglich.
Timm Ulrichs: Homage to Gertrude Stein A rose
is a rose is a rose is a rose, 1972/77. Objekt, Holzkasten, echte Rose
(austauschbar), Kunststoffrose, Foto. Foto: Matthias Reichelt.
Timm Ulrichs hat Gertrude Steins Satz "a
rose is a rose is a rose is a rose"22
einem Werkkonzept zugrunde gelegt. Stein experimentiert mit der vierfachen Wiederholung
von "is a rose" an der Grenze zwischen Verstärkung der Botschaft
und ihrer Aushöhlung. Die erste Wiederholung "a rose is a rose"
wäre eine Tautologie mit problematischem Verhältnis zwischen Information
und Redundanz. Das erste und das zweite Erscheinen ("tokens") des
Begriffs ("type") "rose" können bedeuten: eine einzelne
Rose, auf die verwiesen werden kann (Ostension) und eine Rosenart. Die
dritte Wiederholung könnte noch allgemeiner den Blumentyp "rose"
bezeichnen.23
Doch kann eine Selbstbezug präferierende Leseweise auch die dritte Wiederholung
als Nachdruck auf "a rose" verstehen, als satzimmanent aufgebaute
Redundanz ähnlich der Wiederholung von Tonfolgen in Melodien. Die vierte
Wiederholung läßt die rhetorische Figur der Wiederholung zur Verstärkung
der Botschaft unwirksam werden: Das Wort verweist in dieser Kette nur noch auf
sich selbst.
Sobald mögliche Zuordnungen von Wiederholungen zu fremdbezüglichen
Motiven ausbleiben, erweist sich das gewählte Wortmaterial als einziger
Bezugspunkt von Steins Sprachgebrauch. Sie streift von den Wörtern die
Bedeutungen ab, mit denen sie durch ihren Gebrauch in der Alltagssprache und
in Texten vorbelastet sind.
Ulrichs präsentiert einen geweißelten Holzkasten. Auf der Vorderseite
unten erscheint der Text "Homage to Gertrude Stein" in schwarzen
Lettern. Steins Satz mit der vierfachen Wiederholung des Wortes "rose"
erscheint in Großbuchstaben auf der (Vorderseite der) Kastenrückwand.
Allerdings sind die ersten drei "rose"-Wiederholungen
durch eine echte, eine künstliche und eine abgebildete Rose ersetzt.24
Bis zum Wort nimmt nach Ulrichs der "Abstraktionsgrad"
zu. Ulrichs verzweigt die referentiellen Zeichenfunktionen vierfach: Objekt,
Double, Abbild und Begriff. Der Begriff wird als Bezeichnung für
(ein vergängliches) Objekt, Double und Abbild fremdbezüglich.
Was bei Stein selbstbezüglich war, wird bei Ulrichs fremdbezüglich.
Jedoch ist dieser Fremdbezug kein eindeutiger. Das latent Kriminalistische
besteht in der Präsentation von drei Fremdbezugsmöglichkeiten
des Begriffs. Sind Double und Foto Belege für das präsentierte
Objekt, für alle gleichartigen Objekte oder sind sie Muster für
identische Objekte, also für weitere Doubles und Fotos? Soll nicht
auch die echte Rose nur als Muster für die Klasse "Rose"
oder für einen Rosentyp stehen? Außerdem können Gegenstand,
Double, Foto und Begriff Synekdochen-Teile sein, die für ein Umfassenderes
stehen für das Problem der referentiellen Zeichenfunktionen
in Kunst und Literatur der Gegenwart zum Beispiel.
Michelangelo Antonioni: Blow-Up, 1966. Standbild im
Spielfilm.
Eine "Ästhetik des Beweises" erweist sich als Konzeptualisierung
der Vieldeutigkeit der Referenz und damit auch der Unmöglichkeit
des "Beweises". Kriminalistisch gesprochen: Das Verbrechen droht
unbeweisbar zu werden. Umberto Eco hat den "Photographen"
in "Antonionis `Blow Up´" als semiotisches Modell
rekonstruiert, "der in einem Park viele Aufnahmen gemacht hat"
und dem es gelingt, "bei
der Rückkehr in sein Studio durch sukzessive Vergrößerungen
eine hinter einem Baum liegende menschliche Gestalt zu identifizieren:
einen Mann, der von einer mit einem Revolver bewaffneten Hand getötet
worden ist, die auf einem anderen Teil der Vergrößerung zwischen
dem Blattwerk einer Hecke erscheint...Die Bedeutungen `Leiche´ und
`mit einem Revolver bewaffnete Hand´ werden der signifikanten Form
nur kraft des Erzählkontextes zugeschrieben, der durch eine Akkumulation
von Spannung den Betrachter des Films (und den Protagonisten) darauf vorbereitet,
diese Sachen zu sehen. Der Kontext funktioniert als Idiolekt, der Signalen,
die sonst als reines Geräusch erscheinen könnten, bestimmte
Codewerte zuordnet."25
Auch die Rekonstruktion von Sachverhalten entkommt dem Zirkel der Beweisführung,
die das Bewiesene auf der Ebene der Zeichensysteme konstruiert, nicht:
Die Beweisführung konstruiert Referenzen, nicht aber das Referierte.
Das Referierte läßt sich in die Beweisführung nur durch
Bezeichnungen, die referieren, integrieren.
Ohne die Voraussetzung, daß verschiedene Leser die Zeichen der Beweisführung
mit denselben Sachverhalten identifizieren können, funktioniert die
Beweisführung nicht. Ist das Zeichensystem der Beweisführung
nicht sprachlich, sondern fotografisch, so entsteht das Problem, wie Fotos
in dem im Lexikon dokumentierten Regelsystem der Zeichen-Bedeutung-Zuordnung
einzusetzen sind: Wird ein Foto als Abbild eines Einzelobjektes oder als
Muster für gleichartige Objekte eingesetzt? Nach Eco variiert die
Zuordnung zwischen Bild und Gegenstandsbezeichnung mit dem Zeichenanwender/-decodierer,
während der Bedeutung von Sprachzeichen ein in der Alltagskommunikation
verbindlich gewordener Sprachgebrauch zugrunde liegt, der in Lexika festgelegt
ist. Erkennbar wird dies jedoch nur im Kontext weiterer Zeichen, von Zeichenketten,
die die gemeinten Zeichenketten zu rekonstruieren erlauben. Damit wird
fragwürdig, ob es überhaupt eine eindeutige Referenz auf Sprach-
und Bildexternes geben kann.
Douglas Huebler: Variable Piece #90 Israel, 1974. Textblatt,
Kontaktabzug, 2 Fotos, Zeichnung (Studio International, December 1974,
S.224).
Douglas Huebler
hat in "Variable Piece #90, Israel"26
"trees along a highway in Israel" in einer Zufallsfolge aus
einem Auto fotografiert, "to determine if any signs of the eternal
presence of our Biblical ancestors could be found within the natural environment
of the Holy Land." Auf einem Foto mit Geäst-Konstellationen
ist ein Rechteck eingezeichnet. Auf einem weiteren Abzug ist eine Vergrößerung
der Geäst-Konstellationen des ersten Fotos in einem weiteren Rechteck
zu sehen. Eine Zeichnung belegt, welche Gesichter der Künstler in
den Geäst-Konstellationen eines Fotos vom Wegrand eines Highways
in Israel gesehen haben will. Indices stellen die Beziehung zwischen vergrößerten
Geäst-Konstellationen des Fotos und gezeichneten Gesichtern her.
Huebler bezeichnet die Art der Zeichnungen als "conventional renderings",
die gemacht wurden, "to assist the perception of those who may
not perceive in the same manner." Mit Eco: Als "Erzählkontext"
dient Huebler die Verbindung aus biblischer Erzählung und biblischen
Illustrationen. Zwischen die fotografischen "Signale" und den
biblischen "Erzählkontext" schiebt Huebler einen zeichnerischen
Code ein die von Bibelillustrationen geleiteten Vorstellungen von
"Biblical ancestors". Die Ähnlichkeit mit Dargestelltem
wird im Darstellungsmedium Fotografie von Huebler auf austauschbare, weil
ununterscheidbare Geäst-Konstellationen reduziert, die Linienkonfigurationen
gleichen. Im Medium der Zeichnung entstehen dann aus Linienkonfigurationen
gesichtsähnliche Hell-Dunkel-Graduierungen. Indem Huebler diese Gesichter
offen hält für vorcodierte Vorstellungen von biblischen Gesichtern,
macht er den Anschluß an den auf dem beigefügten Text vorgeschlagenen
biblischen Erzählkontext möglich. Huebler legt über eine
Ebene der Denotation der Referenz der Fotos von Straßenrändern
eine Ebene der Konnotation, die mit der Denotation nur noch formal
etwas gemeinsam hat: die der Auflösbarkeit in Linienkonfigurationen.
Um die Mythologisierung beziehungsweise die zweite semantische Ebene des
biblischen "Erzählkontextes" erscheinen zu lassen, als
handele es sich hier um einen Code, der auch die erste semantische Ebene,
die referentiellen Zeichenfunktionen der Fotos umfaßt, setzt Huebler
das Medium der Zeichnung und die scheinbare Versachlichung der Referenz
durch Indices ein: die Möglichkeitsdimension der zeichnerischen Realitätsfiktion
erscheint als Sachdimension beziehungsweise: Huebler führt
den Mechanismus der Täuschung vor, wie Möglichkeits- und Sachdimension
bis zur Ununterscheidbarkeit ausgetauscht werden können. Der Künstler
nutzt den im Dokumentationssystem abwesenden Referenten (das Dokumentierte),
um die Differenz von Dokumentationssystem und Dokumentiertem vorzuführen.
Mit der Vorführung seiner Problematik kippt das Referentielle ins
Poetische.
Nach Willard Van Orman Quine gibt es keine Gewißheit bei referentiellen
Zeichenfunktionen. Seiner Ansicht nach werden Sinnesdaten zu Sehmustern
gebündelt. In der Kommunikation entstehen bereits Unsicherheiten,
auf welche Sehmuster sich Dinge und Sachverhalte bezeichnende Worte beziehen.
Bezeichnungen für die Außenwelt enthalten bereits Mythen. Die
Unreduzierbarkeit der "ontologischen Relativität" demonstriert
Quine an einem Modellfall mit Ethnologen, die in Kontexten mit verschiedenen
Sprachen, für die Wörterbücher existieren, aufgewachsen
sind. Versuchen sich die Ethnologen über den Wortgebrauch eines Volkes
zu unterhalten, dessen Sprache unbekannt ist, werden sie erkennen müssen,
daß sie bei ihrem Aufenthalt unter Einwohnern, die diese Sprache
von Kindheit an sprechen, zwar sich an deren Sprachgebrauch äußerlich
adaptiert haben, bei dieser Adaption aber mit einer Sehmuster-Einteilung
gearbeitet haben, die ihnen aus ihrer Muttersprache vertraut ist. Die
Ethnologen erkennen dies nicht an Differenzen zwischen ihren Bedeutungsunterstellungen
und dem Sprachgebrauch der Muttersprachler, sondern in Diskussionen untereinander:
Verschiedene Zuschreibungen von Worten zu Referenzbereichen der Wahrnehmung
führen die Ethnologen zu Problemen, was denn von Einheimischen als
Referent aus der Umweltwahrnehmung ausgegrenzt wird. Wenn ein Einwohner
auf einen Hasen zeigt, der durch Gras hüpft, und dabei eine Lautkombination
ausstößt: Was meint er damit? Die
Ohren des Hasen über dem Gras, die Ohren mit dem Kopf oder mit dem
Hals, den hüpfenden Hasenkörper, den Hasenkörper generell?27
Douglas Huebler: Variable Piece #80 University of South
Carolina, Columbia/South Carolina, 1972. Textblatt, Foto und 10 Zeichnungen
(davon 8 abgebildet. Kat. Ausst. Douglas Huebler, Westfälischer Kunstverein,
Münster 1972, S.58-61).
Huebler hat dieses Wahrnehmungsproblem
in "Variable Piece #80 University of South Carolina, Columbia/South
Carolina"28
thematisiert: Während einer Vorlesung über Konzeptuelle Kunst
vor Studenten einer Zeichenklasse für Fortgeschrittene steht ein
fremder Besucher auf und schreit beim Verlassen "I think this
is a lot of bullshit, that´s what I think!" Den Studenten
wird die Aufgabe gestellt, die fremde Person "in the manner of
a police artist" zu zeichnen. Die beiliegenden Zeichnungen zeigen
erhebliche Abweichungen vom Gesicht des Portätierten, von dem Hueblers
Dokumentationssystem ein Foto präsentiert. Die Daten, die auf einem
gestempelten Vordruck unter den Zeichnungen über Alter, Größe,
Haarfarbe, Augen und die geäußerten Worte eingetragen wurden,
differieren wenig, während die Zuordnung der Kleidung schon grössere
Schwierigkeiten macht. Codes der Kleiderordnung und besonders, wie die
stark differierenden Porträts des Besuchers zeigen, der Gesichtswahrnehmung
und der Gesichtsdarstellung prägen das Wahrgenommene mit. Gesichtswahrnehmung
und Gesichtsdarstellung durchdringen sich und werden ununterscheidbar.
Huebler stellt nicht eine Wahrnehmungsweise vor, sondern thematisiert
Wahrnehmungsweisen. In den beiden erörterten Werken verwendet Huebler
nicht originelle, sondern vorcodierte Formen der Zeichnung "conventional
renderings" um an ihnen Aspekte der unentwirrbaren Beziehung
zwischen Wahrnehmung und Codierung zu zeigen. Die Zeichnungen sind Belege
für Wahrnehmungsmodi und es ist nicht entscheidend, ob sie aus der
Hand eines Künstlers oder von anderen Zeichnern stammen, da auch
die Künstler nicht frei von vorcodierten Wahrnehmungsmodi sind.
Die Konzeptualisierungen von Wahrnehmungsproblemen legen eine Leseweise
in metasprachlichen Zeichenfunktionen nahe. Zugleich aber ergeben sich
auch Leseweisen der Dokumentationssysteme in poetischen Zeichenfunktionen,
da der konzeptuelle Aspekt nicht den Reiz der Fotoserien und der irritierenden
Foto-Text-Relationen restlos klärt. Zwischen referentiellen, metasprachlichen
und poetischen Zeichenfunktionen entstehen Relationen der `Spannung´
(der wechselseitigen `Negation´) und des `Gleitens´.
Zwischen Realismus und Konstruktivismus
Die vorgestellten Werke von Ruscha, Huebler und Ulrichs lassen sich einerseits
einer "Ästhetik des Beweises" zuordnen, verweisen andererseits
auf das Problem, daß ein Bezug auf eine Außenwelt, die unabhängig
von uns beziehungsweise unserem Zeichengebrauch existiert, nicht möglich
ist: Wir können nur auf Gegenstandskonstrukte verweisen, die menschliche
Vorstellungen sind, nicht aber auf eine Existenz außerhalb der eigenen
Weltbildkonstruktionen. Daß es eine
solche Existenz gibt, ist eine Annahme, die von Philosophen mit einer Orientierung
an realistischen Standpunkten heute nur mehr als theoretische Notwendigkeit
vertreten wird, ohne die Tür vor "Interpretationskonstrukten"29
zu schliessen.
Die Möglichkeit für Fremdbezug ergibt sich aus Ausdifferenzierungen
von rekursiven Binnenverweisen. Komplexe kognitive Verweisstrukturen sind
in der Lage, in die Brechungen von Selbstverweisen Fremdbezüge `hineinzukopieren´:
Selbst/Fremd/Selbst. Grundlage dieser Ansicht ist die Erkenntnis der Psychologie,
daß Sinne nur Reize quantitativer Art übermitteln, es aber
keinen qualitativen Unterschied zwischen Reizen verschiedener Herkunft
visuell, auditiv, taktil, olfaktiv, gustativ auf der Ebene
der Reizung gibt. Audielle, visuelle, taktile
u.a. Sinneswelten sind mentale Konstrukte, die durch Rekursionen
mehrfache Selbstbezüge in Feedback-Schleifen auf mehreren Ebenen
erzeugt werden.30
Es lassen sich zwar durch Messungen von Gehirnströmen Zonen unterscheiden,
die von audiellen, visuellen, taktilen u.a. Sinnesreizen aktiviert werden,
doch ergibt sich aus Lokalisierung und Stärke einer Reizung keine
Information über mentale Vorstellungen des Untersuchten. Kognitive
Konstruktionen sind nur kognitiv faßbar, was Gerhard Roth zu folgender
Äußerung veranlaßte:
"Wir selbst sind Konstrukte...Die Einheit von Geist [als selbsterfahrener
Zustand] und Gehirn [als materielles, physikalisches System] können
wir nur logisch erschliessen."31
Auch die Unterscheidung fiktionale und reale Realität beziehungsweise
Literatur (Krimi) und Bericht (Protokoll) entspringt der Ausdifferenzierung
von Selbstbezügen, ohne die keine Verarbeitung von Außenreizen
im menschlichen "Rechner" möglich wäre. Zeichensysteme
liegen verschiedene Leitdifferenzen als Anfangssetzungen zugrunde. Eine
"Ästhetik des Beweises" bringt die polykontexturale Vernetzung
der "Leitdifferenzen" verschiedener Zeichensysteme zur Geltung.
Die eine Außenwelt eines naiven Realismus teilt sich in Außenwelten.
Außenwelten werden von Zeichensystemen konstruiert, die als Beschreibungssysteme
und damit als Beobachtungssysteme eingesetzt werden. Die Ausdifferenzierung
solcher Beschreibungssysteme erlaubt die Komplexierung der Konstruktion
von Welt: Welt als Ganze kann bei der Pluralität möglicher Weltbeschreibungen
nicht auf einmal erfaßt werden, sondern bleibt unbeobachtbar und
wird in der (Re-)Konstruktion von Beschreibungsmöglichkeiten, in
Beobachtungsprozessen annäherungsweise beobachtbar. Welt `wird´
im Verlauf von Konstruktionen beobachtbar, sie `ist´ nicht. Es gibt
kein definitives Ende von Beobachtungsprozessen in einem absoluten Weltbild,
sondern Weltbildfolgen. Die Suche nach dem einen Beweis des einen Geschehens
läßt sich ersetzen durch die Aufteilung in Beweismöglichkeiten,
die von verschiedenen Beschreibungssystemen aus beleuchten, was gewesen
sein kann. Die Eingrenzung der Möglichkeiten ergibt ein Feld von
Tatmöglichkeiten auf der Basis der Informationen, die in Beschreibungssystemen
als Daten über die Sachdimension gelten.
Das Problem des Detektivs, in Gerichtsverfahren gültige Beweise zu sammeln,
dürfte der Wechsel/Switch zwischen verschiedenen Formen der Weltbeobachtung
in einem von Richtern anerkannten und von Verteidigern oder Staatsanwälten
nicht kritisierten Spielraum sein. Beweisverfahren
haben nicht nur mit einer praktischen "Polykontexturalität"32
des modernen Alltags zu kämpfen, sondern auch mit einer theoretischen "Polykontexturalität"
akzeptierter Beobachtungsverfahren. Was
"reale Realität"33
sein könnte, ist ein Problem von Modellen möglicher Weltbeobachtung,
also von Fiktionen.
Eine "Ästhetik des Beweises" spielt mit Aspekten des Beweises:
der Irreversibilität der Zeit, dem unreduzierbaren Bruch zwischen Realität
und Beschreibung und innerhalb der Beschreibung mit der Pluralität der
Zeichenfunktionen wie der Zeichensysteme. Diese Pluralität wird zum Ausgangspunkt
künstlerischer Konstruktionsmöglichkeiten in (post-)konzeptuellen
"system[s] of documentation".
Text/Context: Selbstkontextualisierung
Joseph Kosuth hat 1969 in "Art after Philosophy" die idealistische
Philosophie der Ästhetik kritisiert.
Gegen eine Ideen mit Anschaulichem vermittelnde hegelianische Ästhetik
setzte er die Vorstellung von Kunst als Begriff, der im Sinne einer "analytischen
Proposition" zu definieren sei: "Works of art are analytic propositions."34
Kosuth löst die künstlerische Arbeit vom Handwerklichen und
hebt sie auf eine kunsttheoretische Ebene. Der einzelne künstlerische
Beitrag wird daran gemessen, was er zu einer Erweiterung oder Veränderung
des Konzeptes/Begriffs Kunst anbietet:
...a work of
art is a kind of `proposition´ presented within the context of art as
a comment on art...Art is the definition of art...The `purest´ definition
of conceptual art would be that it is the inquiry into the foundations of
the concept `art´, as it has come to mean.35
Als Maßstab für
dieses Konzept kann einer zeitgenössischen Kunst nicht mehr eine Ontologie
des materiellen Gegenstandes und der unmittelbaren Anschauung taugen: "...from
a question of morphology to a question of function."36
Nach Kosuth soll zeitgenössische
Kunst nicht auf philosophische, sondern auf naturwissenschaftliche (Re-)Konzeptualisierungen
reagieren.37
"Analytische Propositionen" werden zum Maßstab der "Conceptual
Art" im Sinne Kosuths. Er greift auf die Unterscheidung zwischen
"analytischen" und "synthetischen Propositionen" zurück,
die Alfred Jules Ayer in "Language, Truth and Logic" getroffen
hat: "Es sollte nun klar
sein, daß es keine absolut gewissen empirischen Propositionen gibt.
Nur Tautologien sind gewiß."38
Analytische Propositionen folgen logischen Regeln nach Kriterien der Identität
von Aussagen, synthetische Propositionen dagegen legen Bezeichnungen für
Referenten fest und beschreiben Sachverhalte. Lassen wir hier philosophische
Details der Diskussionen im Wiener Kreis um Moritz Schlick darunter Rudolf
Carnap, Otto Neurath, Karl Popper und Friedrich Waismann beiseite, an
die Ayer anschließt, und beschränken uns nur auf den Wandel
zu einem konzeptuell orientierten Kunstverständnis, den Kosuth im
Rückgriff auf Ayer indiziert, dann bedeutet die Reduktion auf die
Unterscheidung in analytische und synthetische Propositionen:
1. Erfahrungen lassen sich in "Protokollsätzen"
beschreiben. Ontologische Fragen, die sich aus Beschreibungsverfahren nicht
eliminieren lassen, müssen problematisiert werden.39
2. Analytische Propositionen unterliegen ausschließlich formallogischen
Kriterien. "Protokollsätze" lassen sich in formallogisch korrekte
Formulierungen übersetzen. Diese Übersetzung ermöglicht Reformulierungen
("Tautologien") auf der Basis logisch explizierbarer Zusammenhänge.
Nur das, was sich in logische Definitionen übersetzen
läßt, ist mit Geltungskriterien analytischer Definitionen zu messen.40
Kosuth begründet "displacements" von Ready-Mades aus Alltagskontexten
funktional in Analogie zu "analytischen Propositionen". Er ersetzt
den semantischen Bezug eines "Erzählkontextes" durch metasprachliche
Zeichenfunktionen: Es geht nicht nur um die Referenz auf den Alltagskontext,
sondern auch um das `Wie´ des Displacements in den Kunstkontext,
also um das `funktionale´ und semantische "Displacement"
von einem Kontext in einen anderen. "Polykontexturalität"
läßt sich nicht vermeiden, da die versetzten Objekte in der
Kunstbeobachtung die Alltagssemantik beziehungsweise die Erinnerung an
den kunstexternen Gebrauch nicht verlieren, sondern zur Weltbeobachtung
"Kunstbeobachtung"41
mit eigenen Zeichen- beziehungsweise Funktionssystemen hinzukommt. Kosuth
kann mit seinem Rekurs auf analytische Philosophie diesen Problemhorizont
bestenfalls anzeigen. Er ist mit analytischer Philosophie an hierarchische
Gliederungen gebunden und muß sich mit ihr an eine Zweiteilung in
Objekt- und Metasprachen halten. Ist jedoch einmal über eine Ebenendifferenzierung
eine nur über Sprache konstituierbare semantische Komplexität
künstlerisch bearbeitbar, so ist die Revision der hierarchischen
Ebenendifferenzierung durch heterarchische Verfahren nur ein weiterer
Schritt der Konzeptualisierung.
Es geht in Naturwissenschaften wie in der Kunst um eine Kreativität,
die Modelle für Weltbeobachtung erzeugt und damit eine Vielfalt von
alternativen Beobachtungsweisen eine theoretische "Polykontexturalität"
erst erzeugt. "Displacement" durch Verschiebung der Beobachtungsweisen
wird so erst möglich und die `Beweisführung´ im
klassischen Sinn als Gewißheit über die Existenz eines Sachverhalts
in der Außenwelt unmöglich.
Kunst und Fahndung ist gemeinsam, daß sie ihren `Gegenstand´ entweder
zu konventionell und damit unterkomplex erfassen, oder die Komplexität
sich nur durch die Konstruktion von Abstraktionsebenen reduzieren läßt.
Die Abstraktionsebenen führen aber von der klassischen Gegenstandsauffassung
in unmittelbarer Anschauung weg: Wo sind corpus und delicti, Kunst und Gegenstand
geblieben? Sie haben sich in der "Polykontexturalität" möglicher
Beschreibungssysteme mit je eigenen Ausdifferenzierungen in Abstraktionsebenen
vervielfältigt (ein theoretischer Kubismus oder Futurismus): Die Gegenstandskonstitution
ändert sich mit der Beobachtungsweise. Mit
der Beobachtungsweise ändern sich alle Beobachtungsebenen. Auch die in
analytischer Philosophie übliche Trennung in Objekt- und Metasprache ist
keine endgültige.42
Es gibt keinen (Kriminal-)`Fall´, es gibt `Fälle´. Der
Spion oder Detektiv verfolgt seine eigenen Beobachtungsweisen in Selbstbeobachtung
und sieht sich selbst plural/polyfokal/polykontextural. Die
Unterscheidung von "realer" und "fiktionaler Realität"43
verschiebt sich mit der Beobachtungsweise. Eine Kunst über Kunst
kann zugleich eine Kunst über die Konstruktion von Fiktionen wie
eine über die Konstruktion von Welt als reale Außenwelt sein,
da sie immer nur eine Kunst über alternative Beschreibungsweisen
beziehungsweise Beschreibungssysteme sein kann. Wenn Künstler wie
Wissenschaftler (oder Detektive, Fahnder und Spione) die `reale Welt´
als Resultat von Konstruktionsmöglichkeiten fiktiver Welten und damit
als sich in `Welten´ pluralisierende sehen, dann ist die Kunst über
Konstruktionsweisen von Welt Teil der Kunst über die Konstruktion
von Fiktionen wie Teil der Wissenschaft von Beobachtungsmodellen. Die
Kunst über die (Re-)Konstruktion von Welt ist dann selbst "polykontextural",
wenn Modelle der reflexiven Selbstkontextualisierung in der Forschung
wie im Kunstbetrieb einsetzbar sind: Das machte Konzeptuelle Kunst möglich.
Joseph Kosuth: The Seventh Investigation, 1968-71 (Art
as Idea as Idea), Context B: Public-General, Chinatown, New York. Photo:
Shunk-Kender, New York (Burnham, Jack: Software
– Information Technology. Its New Meaning for Art. Kat. Ausst. Jewish
Museum. New York 1970, S.69).
Die Textdrucke der 7. Investigation, die
Kosuth 1969 auf kunstexternen Plakatwänden anbringen ließ44,
fordern auf, Umwelt nach Kriterien ihrer Erfaßbarkeit für "Protokollsätze"
und "analytische Propositionen" zu betrachten:
4. ...to break up a given whole into parts and to isolate
them voluntarily. 5. to generalize; to abstract from common properties; to
plan ahead ideationally; to assume an attitude toward the `mere possible´
and to think or perform symbolically...
Soweit die Umwelterfahrung für eine Zerlegbarkeit
vorbereitet werden soll, geht es um die Umsetzung von Wahrnehmung in "synthetische
Propositionen" im Hinblick auf ihre analytische Bearbeitung (Heute
liesse sich sagen: im Hinblick auf ihre Programmierung in einem Zeichensystem
für Rechner). Diese Transformation von Weltbeobachtung in analytische
"Attitüden" hat Kosuth 1978-79 in "Text/Context"-Drucken
auf öffentlichen Plakatwänden durch eine autopoetisch orientierte
Position revidiert, die dem Leser demonstriert, daß er der Sinnkonstitution
durch den Leseprozeß nicht entrinnen kann. Der Text beschreibt die
Lesesituation. Er verweist den Lesenden darauf, daß er die die Bedeutung
des Gelesenen nicht ignorieren kann. Der Leser hat den Text entweder als
Text ignoriert und nur Zeichenformen wahrgenommen, oder er hat mit dem
Text auch die Textbedeutung zur Kenntnis genommen. Bedeutungen als Bestandteile
eines sozialisierten Prozesses der Umsetzung von präsentierten Zeichen
in die im alltäglichen Zeichengebrauch mit ihnen verbundenen semantischen
Felder werden von Kosuth verdeutlicht - hier ein Beispiel:
...L´espace
que ce texte occupe, tout comme l´espace que vous occupez, semble faire
partie du monde réel.
Pourtant, ce qui est dit ici veut suggérer une absence; ce blanc ou
ce vide que ce texte doit devenir dans le but de parler de ce que seul un
gommage pourrait ici exprimer.
Ce texte rendrait visibles ces conventions qui vous relient à lui,
mais les voir vous rendrait aveugles `à ce que c´est´.
Ce que vous voyez autour de vous, et ce que vous apportez avec vous, fait
de ce texte un tout.45
Joseph Kosuth: Text/Context (New York), 1979. Texte
auf 2 Werbetafeln. Oben: Urbane Situation in New York. Unten: Linke Werbetafel
derselben Präsentation.
Das Fehlen eines bedeutungsgebenden
Zentrums und die Unentrinnbarkeit von Bedeutung durch den ("Erzähl"-)Kontext
beziehungsweise den Erwartungshorizont des Lesers, der im Sehen der Textzeichen
bereits Bedeutungen mitliest, thematisiert Kosuth in den Plakaten der
Serie "Text/Context"46.
Kosuths Textplakate im Kontext implizieren eine Auseinandersetzung des
Beobachters mit theoretischer "Polykontexturalität", da
Erklärungsmodelle aus Analytischer Philosophie, Philosophy of Ordinary
Language, Strukturalismus oder Poststrukturalismus als Möglichkeiten
zur Einbettung der von Kosuth präsentierten Argumentationsbeispiele
in einen umfassenderen Argumentationszusammenhang taugen. Die Werktexte
sind Teile eines grösseren intertextuellen Zusammenhangs: Sie
sind in verfügbare Diskursformationen einbaubar. "Displacement"
ist nicht mehr eine Frage der Verschiebung von Standorten von Objekten
und Beobachtern im Realraum, sondern eine Frage der Verschiebung von Beobachtungsweisen
im Gedächtnis eines Beobachters.47
Die Selbstbeobachtung ist durch die Koppelung von Beobachtungsweisen dynamisch
geworden. Im Detektiv-Beispiel: Der Detektiv wird zum Gejagten der (eigenen?)
Beobachtungswechsel, die dem Kriminellen neue Möglichkeiten des Entrinnens
offerieren. Oder Delikte (wie Geldtransfers) entziehen sich (durch laufenden
Wechsel der Systeme des Geldverkehrs) der Beobachtung (ein Problem der
Kontrolle von Hackern und organisierten Verbrechen in elektronischen Netzen).
Die Untersuchung kletterte von der Fotomontage zu Foto-Texten und von
diesen zu sich selbst kontextualisierenden Texten: Von der Bildkombination
zur Intertextualität. Rückblickend läßt sich diese
Intertextualität bereits als Basis der Fotomontage erkennen: Ihr
angeblicher Realitätsbezug beziehungsweise dokumentarischer Charakter
("Faktographie") wäre ohne Intertextualität nicht
denkbar. Intertextualität läßt
sich hier grob als Zuordnung von präsentierten visuellen wie verbalen
Zeichen in alternative Zusammenhänge beschreiben, die Semantisierung
(Bedeutungszuordnung) erst ermöglichen.48
Fotomontage läßt sich auch als Präsentation von Text-
und Bildfragmenten verstehen und die Beobachtung von Fotomontagen als
Suche nach Zuordnungs-/Semantisierungsmöglichkeiten. Kosuths
Arbeiten der "Cathexis"-Serie49
thematisieren diese Zuordnungsarbeit als Prozesse der De- und Rekonstruktion.
Jasper Johns: Memory Piece (Frank O´Hara), 1961/1970.
Gummiabdruck, Holz, Sand.
© 2017 Jasper Johns / Licensed by VAGA, New
York.
Memory: Spuren
Jacques Derridas Kritik
einer Ontologie, die eine sprachexterne Natur als `Original´ der
Referenz voraussetzt, und ihre Ablösung durch die Vorstellung der
"Spur"50,
die immer schon (in vielfältigen Fremdbezügen lesbares) selbstbezügliches
(Schrift-)Zeichen und Folge eines abwesenden, nicht rekonstruierbaren
Geschehens ist, hat Jasper Johns 1961
in seinem "Memory Piece (Frank O´Hara)"51
antizipiert. Ein Abguß nach einem Abdruck von Frank O´Haras
Fußabdruck dient Johns nach dem Unfalltod des Lyrikers (25.7.1966)
zur Ausführung eines Gummiabdrucks auf einer Klappe über einer
mit Sand gefüllten Schublade. Die
Schublade steckt zusammen mit zwei weiteren, auch mit Sand gefüllten
Schubladen in einer Kommode. Was 1961, als O´Haras Fußabdruck
in eine Konzept-Zeichnung mit dem Entwurf für "Memory Piece"
eingesetzt wurde, noch als persönliche Referenz des Künstlers
an den lebenden Dichter gedacht war52,
wird 1970 zum Memento Mori: Der für
immer abwesende Dichter ist nicht mehr anders als in seinen Spuren greifbar.
O´Haras Art des Gedichteschreibens des Notierens flüchtiger
Eindrücke und des Nennens von Personennamen in einem Assoziationsfluß,
aus dem der Leser kein Bild einer Person rekonstruieren kann, sondern
nur vage `Umrisse´ erhält, wird von Johns mit dem Fußabdruck
in "Memory Piece", aber auch in Gesichts- und Handabdrücken
in den Zeichnungen "Study for Skin I-IV" sowie in der Lithographie
"Skin with O´Hara Poem" in künstlerische Präsentationsformen
übersetzt.53
Die Hand- und Gesichtsabdrucke der "Skin"-Variationen wurden
verwischt und vervielfältigt. Eine `dominante´ Zeichenfunktion
fehlt: Die Spuren der Abdrücke sind fremdverweisend als referentielle
Zeichenfunktionen und in der unendlichen Brechung der Fremdverweise auf
Abwesendes zugleich selbstverweisend wie poetische Zeichenfunktionen.
Fremdverweisende Zeichenfunktionen werden in Zeichenserien aufgelöst.
Jasper Johns: Skin with O'Hara Poem, 1963-65.
Lithographie auf Papier. Walker Art Center, Minneapolis. © 2017 Jasper
Johns / Licensed by VAGA, New York.
Das Thema der Spur mit abwesendem Ursprung ist bereits
in der Philosophy of Science angelegt. Englische Mitglieder der Künstlergruppe
Art & Language zitieren 1970 in "Status and Priority" aus
Norwood Russell Hansons "Patterns of Discovery":
I do not mean to identify
`seeing´ with `seeing as´...Consider...the footprint in the sand.
Here all the organizational features of `seeing as´ stand out clearly,
in the absence of an `object´.54
Giulio Paolini: Mimesi, 1975-76. 2 Gipsabgüsse
auf 2 Sockeln. Auflage: 3 Exemplare und 1 Probeexemplar. Ex.2/3. Sammlung
FER, Laupheim.
Giulio Paolini hat in
"Mimesi" (1976)55
zwei Gipskopien der "Aphrodite Medici" einander `Auge in Auge´
gegenüber gestellt. Die Vorlage der Gipskopie, heute in den Uffizien in
Florenz, ist selbst eine Kopie, wahrscheinlich von einer späthellenistischen
Bronze. Auch hier, wie in Johns´ "Memory Piece", führen
Spuren zu weiteren Spuren und ist das Original abwesend. Differenzen zwischen
Wiederholungen liefern Spuren von Spuren, zwischen denen verschiedene Vorstellungen
möglicher Originale aufscheinen was immer das Original gewesen sein mag.
Vier Jahre nach "Erased de Kooning" (1953) kopiert Robert Rauschenberg
sich selbst: "Factum I" und "Factum II" (1957). Der Künstler
kommentiert sein Experiment:
I painted two
paintings with the idea that I´d just make them as much alike as I could
without measuring. The point was to see what the difference could be between
the emotional content of one and the other. I couldn´t tell the difference
after I painted them!56
Jean Baudrillard hat Rauschenbergs "Factum I" und
"Factum II" als eine Übersteigerung eines untrennbaren Zusammenhangs
von Authentizität und Wiederholung, von Signatur und Tauschwert, im Funktionssystem
der Malerei interpretiert. Den Zusammenhang zwischen Authentizität und
Wiederholung erklärt Baudrillard über die Funktion von Akten der künstlerischen
Subjektivität: Diese Akte unterliegen in zeitgenössischer Malerei
ebenso "formellen Organisationszwängen" wie Systeme der "funktionalen
Welt", nur daß sie dies durch "nostalgische Werte" kompensieren
wollen. In diesen "formellen Organisationszwängen" erscheinen
Akte der Subjektivität als «geste vide, geste pur qui marque une
absence»:
Cette dimension
sérielle et cette valeur d´absence sont ses conditions
absolues de signification. Qu´il les assume ou non, les joue ou
les esquive, c´est en cela qu´il est le seul art possible.
Un art ni positif, ni contradictoire-critique (ce sont les deux aspects
d´une même illusion), mais homologue et collusif: donc ambigu.
La plupart des artistes (et des `consommateurs´) fuient cette
condition. Et même la reconnaissance de cette dimension systématique
peut etre encore un détour pour y échapper. Ce qu´on
entrevoit dans le maniérisme de la répétition littérale,
chez Andy Warhol, Rauschenberg, etc., par où ils s´affichent
comme peintre de la sérialité et ainsi reconduisent cette
structure fondamentale à un effet de mode.57
Robert Rauschenberg: Factum
I und Factum
II, 1957. Combine paintings: Ölfarbe, Tinte, Bleistift, Buntstifte,
Papier, Stoffe, Zeitung, Bilddrucke und bedrucktes Papier auf Leinwand.
Links: Museum of Contemporary Art, Los Angeles. Rechts: Museum of Modern
Art, New York. Foto: Rocor. Creative
Commons.
Am Beispiel des Verhältnisses zwischen Authentizität
und Signatur läßt sich mit Baudrillards Äußerungen
über Zeichentausch in der Kunst zeigen, daß die Ambiguität
zwischen Ästhetik und Beweis nicht nur ein Thema zeitgenössischer
Kunst ist, sondern ihr als unentrinnbare Ausgangsbedingung zugrunde liegt:
als Ambiguität zwischen künstlerischem Ausdruck durch Individualstil
und Nachweis seiner Authentitzität durch Signatur zu deren
Echtheitsnachweis wiederum Expertisen gehören, die Urteile von Fachleuten
dokumentieren, nach denen ein Werk dem singulären Charakter eines
mittels anderer Belege dokumentierten Oeuvres zugeordnet werden kann.
Tauschwert und künstlerische Signatur bilden also nicht zwei völlig
verschiedene Welten, sondern sind Teil eines Zeichenprozesses, der in
verschiedenen Funktionssystemen gleich abläuft. Das Original ist
nicht als Original, sondern als in Zeichenprozessen Bezeichnetes kommunizierbar
und es offeriert selbst Zeichen der Kommunikation. Baudrillards
Kritik des Tauschwerts versucht in jeder Koordination von Zeichen mit
Bedeutung (beziehungsweise anderen Zeichen) eine Tauschwertzuschreibung
zu erkennen, deren autoritäre Setzung nur situationistisch in der
beliebigen Verteilung von Zuordnungen und Koordinationen zu unterlaufen
wäre.58
Baudrillard kritisiert das Konzept der Zeichenfunktionen. Roman Jakobsons Modell
der Zeichenfunktionen besteht aus einer Typologie möglicher Koordinationsweisen
von Zeichen zu Bedeutungen. Zeichenfunktionen charakterisieren das `Wie´
der Koordinationsweise. Die Zuordnung von selbstbezüglichen Zeichenformen
zu poetischen Zeichenfunktionen kritisiert Baudrillard als Einfügung von
nicht mit Bedeutungen koordinierten, nicht vorcodierten Zeichen in ein System
der Koordinationweisen, aus dem ein Spiel von Zeichenformen seiner Ansicht nach
herausfällt. Baudrillard hält einen wertfreien Zeichentausch für
den Ausweg aus jeder Art von wert- und funktionsbezogenem Tausch. Die Alternative
zu diesem Konzept der Desemantisierung durch eine Dekonstruktion von Zeichenfunktionen
ist ein Konzept der De- und Rekonstruktion der Koordinationsweisen, die Zeichen
Bedeutungen zuweisen.
Verschiedene Zeichenfunktionen können zueinander in Beziehungen der `Dominante´
(der Über- bzw. Unterordnung), der `Affirmation´, der `Negation´,
der `Spannung´ (der wechselseitigen Negation), des `Gleitens´ und
der `Indifferenz´ stehen. De- und Resemantisierungen erlauben zwischen
Zeichenfunktionen Verhältnisse des `Nebeneinanders´, des `Gleitens´
und der `Spannung´, nicht aber der `Negation´ und der `Affirmation´.
Mit diesem Modell der Relationen zwischen Zeichenfunktionen ist es möglich,
Semantisierungen als verschieb- beziehungsweise veränderbar zu denken.
Semantisierungen sind Prozeße, keine statischen Festschreibungen in Vorcodierungen,
gegen die sich Baudrillards Sprachkritik richtet.
Jasper Johns: Arrive/Depart, 1963-64. Öl/Leinwand.
Pinakothek der Moderne, München. © VG Bild-Kunst, Bonn 2016.
Jasper Johns arbeitet in Bildern
wie "Arrive/Depart" (1963-64)" oder dem vierteiligen "Untitled"
(1972)59
der Sammlung Ludwig mit Beziehungen zwischen poetischen, emotiven, referentiellen
und phatischen Zeichenfunktionen. Johns verzahnt Zeichen auf der Bildfläche
so miteinander, daß sich zwischen den Zeichen und an denselben Zeichen
verschiedene Aspekte ergeben, die Leseweisen in verschiedenenen Zeichenfunktionen
ermöglichen. Verhältnisse des `Nebeneinanders´, des `Gleitens´
und der `Spannung´ ergeben sich zwischen phatischen, referentiellen,
poetischen und emotiven Zeichenfunktionen.
Bildzeichen in "Arrive/Depart" lassen auf Abdruckspuren schliessen.
Abdruckspuren eines Gitters, eine Öltopfes, einer Schrifttafel, einer
Flasche und eines Totenkopfes verraten unterschiedlich deutlich ihre Herkunft.
Die freien Pinselzüge um die Farbrechtecke herum zeigen X, V und
W-Konfigurationen. Diese Spuren sind nicht, wie es in den fünfziger
Jahren häufig noch von Künstlern behauptet wurde, Zeichen, die
auf die künstlerische Subjektivität verweisen. Johns hat die
quasiskripturalen Kürzel sehr schnell ausgeführt. Er entzieht
die malerische Realisation der subjektiven Kontrolle, indem er die Zeichen
typisiert und die Ausführung beschleunigt. Emotive Zeichenfunktionen
werden durch Relationen des `Gleitens´ und der `Spannung´
zwischen poetischen und phatischen Zeichenfunktionen `negiert´.
Das `Nebeneinander´ zwischen diesen Malaktionsspuren und den Abdruckspuren
mit referentiellen Zeichenfunktionen ist auch als Relation des `Gleitens´
und der `Spannung´ lesbar, wenn als Abgedrucktes erkennbare Zeichen
im Kontext der Malspuren auch nur als Form zum Beispiel die Öltopfunterseite
als Kreis gelesen werden. Durch den Totenkopfabdruck und die vom
rechten Bildrand abgeschnittenen letzten zwei Buchstaben von "Depart"
ergeben sich Bedeutungsfelder im Bereich des Existentiellen, die es erlauben,
Mal- und Abdruckspuren auch in emotiven Zeichenfunktionen zu lesen. Zwischen
dieser durch einige Bildzeichen angelegten Lesbarkeit und anderen Bildteilen
mit vorwiegend poetischen, phatischen und referentiellen Funktionen ergibt
sich keine Beziehung der wechelseitigen `Affirmation´, sondern Beziehungen
des `Gleitens´ und der `Spannung´. Johns gibt Lesbarkeiten
nicht vor, ohne sie nicht auch infrage zu stellen.
Das Bild erscheint als Verwirrspiel aus Querverweisen zwischen verschiedenen
Zeichen und Zeichenfunktionen.
Jasper Johns: Untitled, 1972. Ölfarbe, Enkaustik,
Collage und Objekte auf vier Leinwänden. Museum Ludwig, Köln.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2016.
In "Untitled" (s.o.) betreibt Johns dieses
Verwirrspiel zwischen vier verschieden gestalteten Bildfeldern aus Liniengittern.
Das linke Bild zeigt Parallelstriche in drei Farben ("cross-hatching").
Bei genauerem Hinsehen wird eine Untergliederung der Fläche in sich
wiederholende Musterkonfigurationen erkennbar. Die beiden folgenden Tafeln
bestehen aus einem Boden- oder Tapetenmuster ("flagstone sections").
Ein schmaler Bereich in beiden Bildern zeigt identische Muster. Beide
Bilder zeigen also verschiedene Ausschnitte eines gemusterten Feldes.
Auf der rechten Tafel sind auf Stangen, die sich überschneiden, Wachsabgüsse
montiert, die Körperfragmente zeigen. Die Stangen sind direkt auf
den Holzträger genagelt. Zwischen abstrakter Linienkonfiguration,
flächigem Muster und Wirklichkeit nachahmenden Teilen ergeben sich
visuell-poetische Äquivalenzen. Korrespondenzen zwischen Teilen einer
Tafel und Korresponenzen zwischen Teilen verschiedener Tafeln unterlaufen
die Darstellungs- ebenso wie die Abstraktionsweisen der Bildteile: weder
eindeutig fremd- noch eindeutig selbstverweisend. Nach Fred Orton ist
"Untitled, 1972 ...a surface of metonyms and synecdoches."
Johns unterbricht und verschiebt Koordinationen
von Zeichen mit Bedeutung, hebt Koordinationsmöglichkeiten aber nicht auf.
Johns verwebt Selbstbezüge und Fremdbezüge zu einem Verwirrspiel,
einem Rebus aus "Foirades/Fizzles".60
Thomas Dreher 1996/97, (Korrekturen) 2017
Anmerkungen
1
Über referentielle, imperativische, emotive, phatische, metasprachliche
und poetische Zeichenfunktionen: Jakobson, Roman:
Linguistics and Poetics. In: Sebeok, Thomas A.: Style in Language.
Cambridge/Mass. 1960, S.350-377; Eco, Umberto: Einführung in die
Semiotik, München 1972, S.145f.,269f.,307 mit Anm.3.
Begriffe wie Künstler, Student u. a. stehen im Folgenden auch für
die femininen Formen Künstlerin, Studentin u. a. Dies geschieht aus
praktischen Gründen, weil Alternativen wie "der/die BeobachterIn",
"der/die KünstlerIn" oder "der/die StudentIn"
Sätze besonders dann unlesbar machen, wenn die Maskulin/Feminin-Varianten
mehrfach in einem Satz durchgespielt werden müssen.
2 Sklovskij, Viktor: Iskusstvo kak priyom [Kunst
als Verfahren], in: Sbarmiki, II, Petrograd 1917. Neu auf deutsch in:
Striedter, Jurij (Hg.): Russischer Formalismus, München 1969/71,
S.7-15.
3 Buchloh, Benjamin H. D.: From Faktura to
Factography (1984), neu in: Michelson, Annette/Krauss, Rosalind/Crimp,
Douglas/Copjec, Joan (Hg.): October: The First Decade, 1976-1986, Cambridge/Mass.
2. Auflage 1988, S.76-113.
4 Übersetzungen aller Zitate zur sowjetischen
Fotomontage und Fotoserie aus: Gassner, Hubertus: Von der Utopie zur Wissenschaft
und zurück, in: Kat. Ausst. "Kunst in die Produktion!"
Sowjetische Kunst während der Phase der Kollektivierung und Industrialisierung
1927-33, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin 1977, S.84,86.
5 Ruscha, Eward-Twentysix Gasoline Stations,
Los Angeles 1963, Künstlerbuch. Ruscha: "Black and white photographs
of 26 gasoline stations in the western part of the United States, with
captions." Ruscha, Edward-Every Building on the Sunset Strip, Los
Angeles 1966, Leporello in Schachtel. Ruscha: "Accordian fold that
opens to 14,85 metres. Two continuous motorized photographs depicting
every building on the Sunset Strip." (Kat. Ausst. Graphic Works by
Edward Ruscha, Auckland City Art Gallery, Auckland/New Zealand 1978, S.15,21f.,123,
Nr. 86 (Abb. S.112f.), Nr.87) Über Bernhard und Hilla Becher u.a.:
Andre, Carl: A Note on Bernhard and Hilla Becher, in: Artforum, December
1972, S.59. Beispiele von Bernhard und Hilla Becher, Axel Hütte,
Thomas Ruff und Thomas Struth u.a. in: Kat. Ausst. Affinities and Intuitions.
The Gerald S. Elliott Collection of Contemporary Art, The Art Insitute
of Chicago 1990, S.251,270-273 (Becher, Ruff, Struth); Becher, Bernd und
Hilla: Anonyme Skulpturen. Eine Typologie technischer Bauten, Düsseldorf
1970; Kat. Ausst. Bernd und Hilla Becher: Fotografien 1957-1975, Rheinisches
Landesmuseum, Bonn 1975; Grasskamp, Walter/Schürmann, Wilhelm: Dokumentarfotografie,
in: Kunstforum, Bd. 41, 5/1980, S.25,32f.,140-151 (Hütte, Struth);
Frey, Patrick: Genau konturierte Gesichter geräumter Leere, in: Wolkenkratzer
Art Jounral, Januar-Februar 1988, S.72ff. (Struth); Kat. Ausst. BiNationale:
Deutsche Kunst der späten 80er Jahre, Kunsthalle Nordrhein-Westfalen/Städtische
Kunsthalle/Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
1988, S.172-181,260-267,311f.,317 (Hütte, Ruff); Kat. Ausst. Konzeption
Conception, Städtisches Museum Leverkusen, Schloß Morsbroich
1969, o.P. (Becher); Kat. Ausst. Axel Hütte: Italien, Photographien
1988-1992, Hamburger Kunsthalle 1993; Kat. Ausst. Der klare Blick, Kunstverein
München 1990, S.10, o.P. (Ill.), 57 (Hütte); Kat. Ausst. L´inventaire,
FRAC Rhônes-Alpes "Villagillet", Lyon o.J., S.14,41,76f.
(Ruff, Struth); Lippard, Lucy: Six Years: The dematerialization of the
art object from 1966 to 1972, London 1973, S.134f. (Becher); Magnani,
Gregorio: Ordering Procedures: Photography in Recent German Art, in: Arts
Magazine, March 1990, S.78-93 (Becher, Ruff, Struth), Zitat S.80; Pohlen,
Annelies: Deep Surface, in: Artforum, April 1991, S.114-118 (Ruff); Kat.
Ausst. Post Human, Deichtorhallen, Hamburg 1993, S.130f. (Ruff); Kat.
Ausst. Thomas Ruff, Stedelijk Museum Amsterdam 1989; Kat. Ausst. Siemens
Fotoprojekt 1987-1992, Neue Pinakothek, München 1993, S.190-199 (Hütte);
Kat. Ausst. Thomas Struth: Museum Photographs, Hamburger Kunsthalle 1993,
S.23ff.; Kat. Ausst. Thomas Ruff, Haus der Kunst, München 2012; Kat.
Ausst. Thomas Struth: Figure Ground, Haus der Kunst, München 2017;
Kat. Ausst. Fotografien werden Bilder: Die Bercher-Klasse, Städel-Museum,
Frankfurt am Main 2017 (Becher, Hütte, Ruff, Struth).
6 Boehringer, Hannes: Begriffsfelder: Von
der Philosophie zur Kunst, Berlin 1985, S.9.
7 Dreher, Thomas: Konzeptuelle
Kunst in Amerika und England zwischen 1963 und 1976, Diss., Frankfurt
a.M. 1992 (Peter Lang), S.20f.,38,281-291,303-308.
8 Baldessari, John-A Painting That Is Its Own
Documentation, 1968, Acryl auf Leinwand, in: Kat. Ausst. John Baldessari,
The Museum of Contemporary Art, Los Angeles 1990, S.43.
9 Eisenstein, Sergei M.: Schriften, Bd. 1,
München 1974, S.217-221.
10 Baldessari, John-Violent Space Series: Two
Stares Making a Point but Blocked by a Plane (for Malevich), 1976, s/w-Fotografie
mit Montage auf Karton, in: Kat. Ausst. John Baldessari, s. Anm.8, S.96;
Owens, Craig: Telling Stories, in: Art in America, May 1981, S.130f.,134.
Über Baldessari und Eisensteins Filmmontage: Gardner, Colin: A Systematic
Bewildering, in: Artforum, December 1989, S.108f.,110f.; Miller, John:
The Deepest Cut: Montage in the Work of John Baldessari, in: Artscribe,
May 1989, S.54,56. Mit Baldessaris "Two Stares Making a Point..."
sind John Stezakers "Negotiable Spaces, part II: Incisions for a
private space" (1978, 4 Collagen, in: Kat. Ausst. John Stezaker,
Kunstmuseum Luzern 1979, S.110-113) vergleichbar.
11 Lissitzky, El: Suprematistische Erzählung
von zwei Quadraten in 6 Spielen, Berlin 1922.
12 Baldessari, John-Brutus Killed Caesar,
Künstlerbuch, Emily H. Davis Art Gallery, University of Akron/Ohio,
Ohio State University, Columbus/Ohio und Sonnabend Gallery, New York 1976,
in: Kat. Ausst. John Baldessari, s. Anm.8, S.97ff.
13 Rosler, Martha-Bringing War Home: House
Beautiful, ca. 1967-72, Fotomontagen, in: Kat. Ausst. Reel Work: Artists´
Film and Video of the 1970s, Museum of Contemporary Art, Joan Lehman Building,
North Miami/Florida 1996, S.41,43; Wood, Paul/Frascina, Francis, Harris,
Jonathan/Harrison, Charles: Modernism in Dispute: Art since the Forties,
New Haven und London 1993, S.160f., Pl.136. Hamilton, Richard-Just what
is it that makes today´s homes so different, so appealing, 1956,
Collage, in: Hamilton, Richard: Collected Words 1953-1982, London o.J.,
S.24f. Kienholz, Edward-The Eleventh Hour Final, 1968, Installation, in:
Kat. Ausst. Edward Kienholz: 11 + 11 Tableaux, Moderna Museet, Stockholm
1970, S.99-104, Nr.11.
14 Rosler, Martha: Image simulations, computer
manipulations: some considerations, in: Ten. 8, Autumn 1991, S.53 mit
Anm.1.
15 Baldessari, John-Blasted Allegories...,
1978: Baldessari, John: Verfluchte Allegorien Eine Erklärung,
in: Kunstforum, Bd. 33, 3/1979, S.84ff.; Kat. Ausst. John Baldessari,
s. Anm.8, S.108f.,112f.
16 Zeltner, Gerda: Alain Robbe-Grillet,
Techniker und Träumer, in: Robbe-Grillet: Die Jalousie oder die Eifersucht,
Stuttgart 1966/86 (i.O.m.d.T. La Jalousie, Paris 1957), S.130.
17 Huebler, Douglas, in: Rose, Arthur:
Four Interviews, in: Arts Magazine, February 1969, S.22; Kat. Aust. January
5-31, 1969, Seth Siegelaub, New York 1969, o. P.
18 z.B. Huebler, Douglas-Duration Piece
#4, February 1969, Textblatt, 10 Fotos, in: Kat. Ausst. Douglas Huebler,
Westfälischer Kunstverein, Münster 1972, S.20-23. Huebler, Douglas:
Duration Piece #12, Amsterdam, Holland, January 1970, 12 Fotos, Textblatt,
in: Kat. Ausst. Douglas Huebler, The Addison Gallery of American Art,
Andover/Mass. 1970, o.P.
19 z.B. Huebler, Douglas-Location Piece
#9, March 1969, Textblatt, 11 Fotos, in: Kat. Ausst. Douglas Huebler,
Westfälischer Kunstverein, s. Anm.18, S.27-30; Celant, Germano: Das
Bild einer Geschichte 1956/1976. Die Sammlung Panza di Biumo..., Mailand
1980, S.156.
20 Huebler, Douglas: Duration Piece #10:
Brussels, March 1976, Textblatt, 25 Fotos, in: Dreher, Thomas: Konzeptuelle
Kunst in Amerika und England zwischen 1963 und 1976, s. Anm.7, S.75f.,
o.P., Abb.4.
21 z.B. Huebler, Douglas-Variable
Piece #6, Paris, France, January 1970, Textblatt, Foto, Karte, in: Kat.
Ausst. Douglas Huebler, The Addison Gallery of Amercian Art, s. Anm.8,
o.P.
22 Stein, Gertrude: Sacred Emily,
in: Dies.: Geography and Plays, Boston 1922, S.178-188; "Rose is
a rose is a rose"; Stein, Gertrude: The Autobiography of Alice B.
Toklas, New York 1933, S.169: "...a rose is a rose is a rose is a
rose". Weitere Informationen über Steins Variationen: Coplans,
John: History of Serial Imagery, in: Kat. Ausst. Serial Imagery, Pasadena
Art Museum, Pasadena/Calif. 1968, S.12.
23 Die Reihenfolge von der besonderen
zur allgemeinen Bedeutung des Wortes kann auch umgekehrt werden.
24 Ulrichs, Timm-"A rose is
a rose is a rose is a rose" - in zunehmendem Abstraktionsgrad, 1972/77,
verschiedene Materialien, in: Holeczek, Bernhard: Timm Ulrichs, Braunschweig
1982, S.15f.; Ulrichs, Timm: eine Rose mit Namen Gertrude Stein, in: Kunstforum,
Bd. 29, 5/1978, S.121-128.
25 Eco, Umberto: Einführung
in die Semiotik, s. Anm.1, S.253.
26 Huebler, Douglas-Variable Piece
#90, Israel, July/December 1974, Textblatt, Kontaktabzug, 2 Fotos, Zeichnung,
in: Huebler, Douglas: Two Recent Works, in: Studio International, December
1974, S.224. Vgl. Huebler, Douglas-Variable Piece #97, Israel, July 1973,
Textblatt, 7 Fotos, Zeichnung, in: Kat. Ausst. Kunst mit Photographie:
Die Sammlung Dr. Rolf H. Krauss, Nationalgalerie Berlin 1983, S.216ff.
27 Quine, Willard Van Orman: Wort
und Gegenstand, Stuttgart 1980 (i.O.m.d.T. Word and Object, Cambridge/Mass.
1960/101976), bes. Kap. 2, S.59-147; Quine, Willard Van Orman: Ontologische
Relativität (1968), in: Ders.: Ontologische Relativität und
andere Schriften, Stuttgart 1975 (i.O.m.d.T. Ontological Relativity and
Other Essays, New York 1969/2. Auflage 1971), S.41-96.
28 Huebler, Douglas-Variable Piece
#80 University of South Carolina, Columbia/South Carolina, April 1972,
Textblatt, 10 Zeichnungen, Fotografie, in: Huebler, Douglas: o.T., in:
flash art, maggio-luglio 1972, S.18; Kat. Ausst. Douglas Huebler, Westfälischer
Kunstverein, s. Anm.18, S.58-61.
29 Lenk, Hans: Interpretation und
Realität. Vorlesungen über Realismus in der Philosophie der
Interpretationskonstrukte, Frankfurt a.M. 1995, S.249: "Jeglicher
vertretbare erkenntnistheoretische Realismus kann also nur ein `schwacher´,
`indirekter´, `moderater´ oder kurz: interpretationskonstruktionistischer
Realismus einer methodologisch-erkenntnistheoretisch gebrochenen Provenienz
sein."
30 Foerster, H.v.: Wissen und Gewissen.
Versuch einer Brücke. Frankfurt a.M. 1993, S.25-115; Segal, Lynn:
Das 18. Kamel oder Die Welt als Erfindung. Zum Konstruktivismus Heinz
von Foersters. München/Zürich 1988, S.115-129.
31 Roth, Gerhard: Schnittstelle Gehirn.
Zwischen Geist und Welt. Bern 1996, S.53,54,57.
32 Fuchs, Peter: Moderne Kommunikation:
Zur Theorie des operativen Displacements, Frankfurt a.M. 1993, S.84; Günther,
Gotthard: Life as Poly-Contexturality, in: Ders.: Beiträge zu einer
Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik, Bd. II, Hamburg 1979,
S.283-306; Luhmann, Niklas: Beobachtungen der Moderne, Opladen 1992, S.28,84f.;
Luhmann, Niklas: Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1995, S.60,303,308,485,494f.;
Luhmann, Niklas/Fuchs, Peter: Reden und Schweigen, Frankfurt a.M. 2. Auflage
1992, S.14f.,45
33 Luhmann, Niklas: Kunst der Gesellschaft,
s. Anm.32, S.231,284,301,457,504f.: "Denn sobald man die Unterscheidung
von realer und fiktionaler Realität verwendet, findet man sich vor
der Frage, was denn Realität ist, so daß sie eine reale und
eine fiktionale Form annehmen kann und ein Kreuzen der Grenze in dieser
Unterscheidung möglich bleibt...Realität könnte...nach
wie vor als Widerstand definiert werden, aber nicht mehr als Widerstand
der Außenwelt gegen Zugriffe des Erkennens und Handelns, sondern
als Widerstand von Systemoperationen gegen Systemoperationen im selben
System."
34 Kosuth, Joseph: Art After Philosophy,
part I, in: Studio International, October 1969, S.136.
35 Kosuth, Joseph, s. Anm.34, S.136,137;
part II, in: Studio International, November 1969, S.160.
36 Kosuth, Joseph, s. Anm.34, S.135.
37 Kosuth, Joseph, s. Anm.34,
S.134.
38 Ayer, Alfred Jules: Sprache,
Wahrheit und Logik, Stuttgart 1979 (i.O.m.d.T. Language, Truth and Logic,
London 1925/21932), S.122. Siehe Kosuth, Joseph, s. Anm.34, S.136 mit
Anm.18-22.
39 Die oben erwähnte "ontologische
Relativität" (s. Anm.27) verweist auf die Nichteliminierbarkeit
von Ontologien: Ontologien werden nach Quine mit dem Lernprozeß
einer Sprache erworben und bleiben mit der Muttersprache so eng verwoben,
daß von ihr nicht mehr abstrahiert werden kann. Die Probleme, die
sich daraus ergeben, lassen sich reflektieren/konzeptualisieren.
40 Rudolf Carnaps Trennung zwischen analytischer,
von ontologischen Sorgen freien und synthetischen Propositionen stand
1969, als Kosuths "Art after Philosophy" publiziert wurde, zur
Debatte (Carnap, Rudolf: Bedeutung und Notwendigkeit. Wien/New York 1972,
bes. S.257-284; Quine, Willard van Orman: Two dogmas of empiricism. In:
Philosophical Review. Januar 1951. Neu auf deutsch in: Ders.: Von einem
logischen Standpunkt...Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1979, S.27-50,173f.).
Nicht zur Debatte steht aber eine Differenzierung in semantische Ebenen,
zu der Künstler wie Kosuth, Victor Burgin und die Künstlergruppe
Art & Language durch die Auseinandersetzung mit analytischer Philosophie
gelangen (vgl. Dreher, Thomas: Konzeptuelle Kunst, s. Anm.20, S.20f.,37,54,65ff.,70ff.,78f.,281-308).
41 Luhmann, Niklas: Die Ausdifferenzierung
des Kunstsystems. Bern 1994, S.40f.; Luhmann, Niklas: Die Kunst der Gesellschaft,
s. Anm.32, S.227,395f.; Luhmann, Niklas: Weltkunst. In: Baecker, Dirk/Bunsen,
Frederick D./Luhmann, Niklas: Unbeobachtbare Welt. Über Kunst und
Architektur. Bielefeld 1990, S.7ff.,20f.,40,42.
42 Über die Trennung in "Objekt-"
und "Metasprache": Tarski, Alfred: Die semantische Konzeption
der Wahrheit und die Grundlagen der Semantik (i.O.m.d.T. The Semantic
Conception of Truth abd the Foundations of Semantics, in: Philosophy and
Phenomenological Research 4/1944), in: Sinnreich, Johannes (Hg.): Zur
Philosophie der idealen Sprache, München 1972, S.53-100, bes.S.67ff.
Gegen die Trennung: Quine, Willard Van Orman: Zwei Dogmen des Empirismus
(i.O.m.d.T. Two dogmas of empiricism, in: Philosophical Review, January
1951), in: Ders.: Von einem logischen Standpunkt, Frankfurt a.M./Berlin/Wien
1979 (i.O.m.d.T. From a logical point of view, Cambridge/Mass.1953/21961),
S.27-50.
43 Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft,
s. Anm.32, S.229-233,284,301,430,456f.,503ff.
44 Kosuth, Joseph-The Seventh Investigation,
Context A and B: public-general, Turin und Chinatown, New York City 1969,
in: Kat. Ausst. Joseph Kosuth: Art Investigations & `Problematics´
since 1965, Kunstmuseum Luzern 1973, Bd.3, S.64f.,80.
45 Kosuth, Joseph-Text/Context,
Paris 1979, in: Kat. Ausst. Joseph Kosuth: The Making of Meaning, Staatsgalerie
Stuttgart 1981, S.81,194, Kat. Nr.23.
46 Kosuth, Joseph-Text/Context,
1978-79, Fotografien der Textplakate, in: Kirchengast, Michael/Wischenbart,
Rüdiger: Interview mit Joseph Kosuth, in: Kunstforum, Bd.35, 5/1979,
S.82; Kat. Ausst. Joseph Kosuth, s. Anm.45, S.42f.,80f.,194, Kat. Nr.23;
Maenz, Paul: Jahresbericht 1979, Köln 1980, o.P.; Saman, 20.12.1979
(Publikation der Saman Gallery, Genua); Sauerbier, S.D.: Zwischen Kunst
und Literatur, in: Kunstforum, Bd. 37, 1/1980, S.52f.
47 Fuchs, Peter: Moderne Kommunikation,
s. Anm.32, S.149-161.
48 Kristeva, Julia: Bakhtine, le
mot, le dialogue et le roman, in: Critique, April 1967, S.438-465.
49 Kosuth, Joseph-Cathexis 4-14,
1981, Fotopapier, farbige Markierungen, in: Kat. Ausst. Joseph Kosuth,
s. Anm.45, S.30-37,194f.; Saman, Febbraio/Marzo 1981 (Publikation der
Saman Gallery, Genua). Vgl. Dreher, Thomas: Joseph Kosuth: Zero &
Not, 1985-86 (1987/2008). In: URL: http://dreher.netzliteratur.net/
3_Konzeptkunst_Kosuth.html (12.11.2017).
50 Derrida, Jacques: Grammatologie, Frankfurt
a.M. 1974 (i.O.m.d.T. De la grammatologie. Paris 1967), bes. S.35-48,
99-114, vgl. S.82,107f.,113,114: "Die Spur, in der sich das Verhältnis
zum Anderen abzeichnet, drückt ihre Möglichkeit im ganzen Bereich
des Seienden aus, welches die Metaphysik von der verborgenen Bewegung
der Spur her als Anwesend-Seiendes bestimmt hat. Es gilt, die Spur vor
dem Seienden zu denken. Aber die Bewegung der Spur ist notwendig verborgen,
sie ensteht als Verbergung ihrer selbst...Die Spur ist nicht nur das Verschwinden
des Ursprungs, sondern besagt hier innerhalb des Diskurses, den
wir einhalten, und des Parcours, dem wir folgen , daß der
Ursprung nicht einmal verschwunden ist, daß die Spur immer nur im
Rückgang auf einen Nicht-Ursprung sich konstituiert hat und damit
zum Ursprung des Ursprung des Ursprunges gerät...Die unerhörte
Differenz zwischen dem Erscheinenden und dem Erscheinen (zwischen der
`Welt´ und dem `Erlebten´) ist die Bedingung für alle
Differenzen, alle anderen Spuren, sie ist selbst schon eine Spur...In
Wirklichkeit ist die Spur der absolute Ursprung des Sinns im allgemeinen;
was aber bedeutet,...daß es einen absoluten Ursprung des Sinns im
allgemeinen nicht gibt. Die Spur ist die Differenz, in welcher das
Erscheinen und die Bedeutung ihren Anfang nehmen." (kursiv im Original)
51 Johns, Jasper-Memory Piece (Frank
O´Hara), 1961/1970, Gummiabdruck, Holz, Sand, in: Dreher, Thomas:
Traces: "whatdoyoumeanandhowdoyoumeanit",
in: Artefactum, April-May 1992, S.17; Kat. Ausst. The Drawings of Jasper
Johns, National Gallery of Art, Washington 1990, S.75,166,170,172; Orton,
Fred: Present, The Scene of...Selves, The Occassion of...Ruses, in: Block,
Nr.13,1987-88, S.15, Anm.32; Orton, Fred: Figuring Jasper Johns, Cambridge/Mass.
1994, S.62.
52 Frank O´Hara schrieb wiederum
am 10.4.1963 an Johns in einem "Letter-poem": "...when
I think of you in South Carolina I think of my foot in the sand",
in: O´Hara, Frank: [Dear Jap], in: Ders.: The Collected Poems, New
York 1972, S.470f.
53 Johns, Jasper-Studies for Skin
I-IV, 1962, Kohle auf Transparentpapier, in: Francis, Richard: Jasper
Johns, München/Luzern 1985 (i.O.m.d.T. Jasper Johns, New York 1984),
S.54f., Abb.60; Kat. Ausst. Jasper Johns Drawings, Museum of Modern Art,
Oxford 1974, S.42f.,62, Kat. Nr.56f.; Kat. Ausst. The Drawings of Jasper
Johns, s. Anm.51, S.170; Orton, Fred: Figuring Jasper Johns, s. Anm.51,
S.68, ill.25. Johns, Jasper-Skin I-II und Skin with O´Hara Poem,
1963-65, in: Kat. Ausst. Jasper Johns Prints 1960-1970, Philadelphia Museum
of Art 1970, o.P., Nr.48; Kat. Ausst. Jasper Johns: Working Proofs, Kunstmuseum
Basel 1979, S.20; Orton, Fred: Figuring Jasper Johns, s. Anm.51, S.62,69,
ill.26; Perloff, Marjorie: Frank O´Hara: Poet among Painters, Austin/Texas
1977, S.109,112, ill.12, S.166f.
54 Hanson, Norwood Russell: Patterns
of Discovery, Cambridge/Mass. 1958. Zit. nach: Atkinson, Terry/Baldwin,
Michael/Bainbridge, David/Hurrell, Harold: Status and Priority, in: Studio
International, January 1970, S.28.
55 Paolini, Giulio-Mimesi, 1976,
2 Gipsabgüsse auf zwei Sockeln, in: Kat. Ausst. Giulio Paolini, Staatsgalerie
Stuttgart 1986, Bd.1, S.25, Bd.2, S.29; Sauer, Christel: Die Sammlung
FER, Köln 1983, S.120f.
56 Rauschenberg, Robert-Erased
de Kooning Drawing, 1953, ausrasierte Zeichnung von Willem de Kooning
auf Papier, gerahmt; Ders.-Factum I/Factum II, 1957, Öl, bedrucktes
Papier und Stoff auf Leinwand, alle in: Kat. Ausst. Robert Rauschenberg,
National Collection of Fine Arts, Smithsonian Institution, City of Washington
1976, S.75,93, Nr.24,52f.; Rose, Barbara: Rauschenberg, New York 1987,
S.42f.,50f. (Zitat)
57 Baudrillard, Jean: Pour une
critique de l´économie politique du signe, Paris 1972, S.119,122.
58 Baudrillard, Jean: L´échange
symbolique et la mort, Paris 1976, S.285-308.
59 Johns, Jasper-Arrive/Depart,
1963-64, Öl auf Leinwand; Ders.-Untitled 1972, Öl, Enkaustik,
Collage, Holz auf Leinwand, beide in: Kat. Ausst. Jasper Johns, Whitney
Museum of American Art, New York 1977, S.59,247, Abb.: o.P., Nr.114, 148;
Orton, Fred: Figuring Jasper Johns, s. Anm.51, S.32f.,41-46,65f., ill.6,23.
60 Johns, Jasper/Beckett, Samuel-Foirades/Fizzles,
1975-76, 33 Radierungen und 1 Lithographie, Prosatexte, Petersburg Press,
in: Kat. Ausst. Jasper Johns: Work Since 1974, Philadelphia Museum of
Art 1988, S.30ff., Nr.4; Kat. Ausst. Jasper Johns: Working Proofs, s.
Anm.53, S.245-334, Nr.19-27.
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