Dank leichter zugänglichen Informationen über die Geschichte der Computerkunst können heute (2009) einige Daten in der vom Siemens Kulturprogramm 1990 herausgegebenen Broschüre über die ersten vier Jahre des Prix Ars Electronica (Veranstalter: Österreichischer Rundfunk, Landesstudio Oberösterreich, Linz) korrigiert und ergänzt werden.
Kapitel "Geschichte der Computerkunst":
Seite 9: Ben F. Laposky setzte ab 1950 einen Kathodenstrahloszillografen ein, der auch als Kontrollanzeige in der Elektrotechnik und als Ausgabemedium von Analogcomputern eingesetzt wurde. Laposky kombinierte einen modifizierten Oszillographen unter Anderem mit Sinuswellengeneratoren: "The circuits within an oscilloscope itself would produce only a very limited variety of wave shapes, so other electrical and electronic circuits are connected to it to create the almost infinite variety of forms it will display as electronic abstractions." (Laposky, Ben F.: Oscillons. Electronic Abstractions. A New Approach to Design. Cherokee/Iowa 1953, S.2) "The relationship of the oscillons to computer art is that the basic waveforms are analogue curves, of the type used in analogue computer systems." (Laposky, Ben F.: Oscillons. Electronic Abstractions. In: Leavitt, Ruth (Hg.): Artist and Computer. New York 1976) Herbert W. Franke ließ sich für den von ihm eingesetzten Oszillografen (mit 5cm Durchmesser) von Franz Raimann ein "einfaches Analogrechensystem bauen, dazu geeignet, die elementaren Kurven zu berechnen...Die Art der Überlagerung [von komplizierteren Kurven] ließ sich mit Hilfe eines Mischpultes in Echtzeit einstellen." "Pendeloszillogramme" realisierte Franke 1955/56 mit einer vor dem Bildschirm des Oszillografen bewegten Kamera. In der auf S.8 abgebildeten Arbeit kombinierte Franke ein "Analogrechensystem" mit einem "Siemens-Vorführgerät" (Herzogenrath, Wulf/Nierhoff-Wielk, Barbara (Hg.): Ex Machina Frühe Computergrafik bis 1979. Die Sammlungen Franke und weitere Stiftungen in der Kunsthalle Bremen. Herbert W. Franke zum 80. Geburtstag. Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen. Bremen 2007, S.59,109 [Zitat H. W. Franke],336,338,340).
Computergrafik von A. Michael Noll, Frieder Nake, Georg Nees: Entstand nicht erst 1966, sondern bereits 1962-64 in Amerika (ab 1962 Noll) und in Deutschland im Umfeld von Max Bense (ab 1963 Nake, ab 1964 Nees). Zum ersten Mal wurden die Arbeiten 1965 in New York (Noll) und Stuttgart (Nake, Nees) ausgestellt (Klütsch, Christoph: Computergrafik. Ästhetische Experimente zwischen zwei Kulturen. Die Anfänge der Computerkunst in den 1960er Jahren. Wien 2007, S.19f.,110,132,160f.,168f.).
Seite 10: Charles Csuri/James Shaffer: Hummingbird, 1967: 1966 und damit vor der abgebildeten Animation des Vogels entstand The First Hummingbird. Kenneth C. Knowlton entwickelte BEFLIX nach eigener Aussage nicht 1964, sondern bereits 1963 (in: Knowlton, Ken: Mosaic Portraits. New Methods and Strategies. In: PAGE 59. Winter 2004/5, S.2).
Computeranimationen von John Whitney Sr: Wie der Film Catalog zeigt, entwickelte Whitney bereits 1961 Animationen auf einem selbst hergestellen analogen Computer. Ab 1966 konnte Whitney mit einem digitalen Computer der Firma IBM arbeiten (Spielmann, Yvonne: Video. Das reflexive Medium. Frankfurt am Main 2005, S.180f.; Youngblood, Gene: Expanded Cinema. New York 1970, S.208,210-213,216f.).
John Whitney Sr: Catalog, 1961, Film, 16mm, Farbe, Ton, 7 Min.